Alttestamentarisch-schamanistische Grüße sendet uns David Eugene Edwards auch auf seinem achten Album. Mittlerweile beim renommierten Hardcore-Label Deathwish unter Vertrag, vereint Edwards wieder alle gängigen Alternative-Country-Elemente mit spirituellen Texten. Im katholisch-fundamentalistischen Teil der USA hat ihm das einen hervorragenden Ruf als ideologischen Wanderprediger eingebracht. Sein stark durch seine Person geprägter „Denver Sound“ genießt auch außerhalb der Ländergrenzen längst Kultstatus. Hat er sich auch verdient der gute Mann mit Cowboyhut. Schließlich verfolgt er seit Anbeginn seiner musikalischen Karriere nichts anderes als seine eigene Version vom lonesome-wolf-Artist. Taggen wir an dieser Stelle sein neues Werk noch mit Dark Country für die Suchmaschinenoptimierung und widmen uns eindringlicher dem Geschehen.
Der ehemalige 16-Horsepower-Frontmann hat seit den 90ern seine Liebe zum klassischen amerikanischen Folkrock erweitert, die Wurzeln im Punk, die Attitüde irgendwo zwischen Nick Caves Religionskritik und David Tibets Sektenfetischismus. Ein Getriebener sondersgleichen ist dieser Mr. Edwards und legt auf „Refractary Obdurate“ gleich mehrfach Zeugnis seiner eigenen kruden Weltanschauung ab. Textlich wird aus dem Repertoire des Alten Testaments geschöpft, verfremdet, erneuert, aktualisiert. Die Musik bleibt anfangs schwer greifbar, begeistert Anhänger oben genannter Stilrichtungen aber durch seine oldschoolige Riffrock-Tradition und traditionellem Spiel auf Gretsch-Gitarren, die dem analog-aufgenommen Sound einen zusätzlichen Vibe und Charakter verleihen. Für Theologen ist es weiterhin sicher ein Fest zwischen den Zeilen zu lesen. Der geneigte Genrefan genießt seinen lauen Sommerabend nach getaner Feldarbeit am besten zu „Refracty Obdurate“ und einem guten Whisky.
Durch den uniquen Charakter des Werks und der extrem tiefen künstlerischen Verwirklichung ist eine Bewertung an dieser Stelle kaum möglich. Edwards spielt ohnehin in seiner ganz eigenen Liga. Das Album wächst mit der Zeit, kleine Details, die beim ersten Mal noch überhört werden können, verleihen den Kompositionen eine gekonnte Umrandung überschäumender Überwältigung. Gepaart mit Edwards charakteristischer Stimmfärbung gehören Songs wie „King David“, „Salome“ oder „Hiss“ diesen Sommer garantiert ins Repertoire jener Langstreckenfahrt. Ich persönliche genieße WOVENHAND im wippenden Schaukelstuhl auf der Veranda irgendwo fernab jeglicher Menschenseele, den neuen King-Roman in der Hand und den Blick auf das Maisfeld gerichtet. Aber Moment, stand da nicht eben noch eine Vogelscheuche? Oder sind es bloß Edwards schauerhafte Zeremonien, die mich so in Ekstase versetzen?
(Dimitrios Charistes)
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