Im Jahr 2012 veröffentlichten die Ausnahmeviolinistin Hilary Hahn und der Meister des präparierten Klaviers, Volker Bertelmann alias Hauschka, das gemeinsame Album “Silfra“. Immer mal wieder, wenn es ihre Terminkalender erlauben, präsentieren die beiden seither ihr von der Landschaft Islands inspiriertes Gemeinschaftsprojekt live, so zuletzt am 25. Mai 2014 in der fast ausverkauften Tonhalle Düsseldorf im Rahmen des diesjährigen Schumannfestes. Der Auftritt in Düsseldorf war gleichzeitig auch eine Heimkehr, hatten Hilary Hahn und Hauschka doch ihre Kollaboration seinerzeit bei einem Treffen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt ersonnen.
Gleich zu Beginn des Konzertes machten Hilary Hahn und Hauschka klar, dass sie nicht einfach nur die Einzeltitel ihres Album nachspielen würden, sondern die Musik von “Silfra“ nur der Ausgangspunkt sei für freie Improvisationen, deren Richtung sich erst im Verlauf des Abends herauskristallisieren würden, getragen von ihren eigenen Stimmungen und denjenigen des Publikums. In den folgenden rund zwei Stunden, unterbrochen nur von einer Pause, entfalteten die beiden Musiker eine ganz eigene Klanglandschaft: das ausdruckstarke, facettenreiche Spiel von Hilary Hahn traf auf die oft überraschenden Klänge, die Hauschka seinem präparierten Klavier entlockt und gingen eine harmonische Symbiose ein, mal von treibender Rhythmik, mal von lyrischer Zartheit bestimmt, die in der in den 1920er Jahren ursprünglich als Planetarium errichteten Tonhalle ihre ganz eigene Magie entfalteten. Allerdings scheint diese Magie nicht jeden aus dem eher auf konventionell-klassische E-Musik abonnierten Publikum ergriffen zu haben, so dass nach der Pause mancher Platz leer blieb. Wer jedoch blieb (und das war die Mehrheit), konnte auch einen Blick in die Werkstatt des experimentellen Pianisten werfen: gegen Ende des Konzertes begann Hauschka, die Utensilien, mit denen er seine Klangeffekte erzielt, aus dem Resonanzraum seines Flügels zu räumen: Holzstäbe, eine Handtrommel, Ketten, Vibratormotoren, Ping-Pong-Bälle und anderes landete auf dem Bühnenboden, sehr zur Erheiterung und Verwunderung weiter Teile des Publikums. Aber im Flügel blieben noch manche Klanggeheimnisse verborgen, so dass der gelungene Konzertabend erst nach drei Zugaben zu Ende ging.
(M. Boss)
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