Herz Jühning gelang 2007 mit der Single „Faces“ ein absoluter Angst Pop-Überraschungshit, an den das folgende Album „Miasma“ allerdings leider nicht anschließen konnte. Zu unausgereift, zu gewollt und vor allem mit deutlichen Defiziten beim Gesang war das Ganze irgendwie so eine Galakthorrö-Fan-Geschichte, die ironischerweise auch noch bei dem führenden Angst Pop-Label veröffentlicht wurde. Nach langer Pause gelobten die zwei Beiträge auf dem „Kosmoloko 2“-Sampler dann Besserung und mit der neuen Single „Paradise“ liefert jetzt Herz Jühning eine rundherum gelungene Veröffentlichung ab. Die insgesamt vier Tracks sind dabei in sich absolut stimmig, der Gesang ist makellos und es ist sogar wieder ein gewisses Hitpotential gegeben. Die musikalische Nähe zu HAUS ARAFNA und NOVEMBER NÖVELET wird natürlich nicht verleugnet, was bei der dargebotenen analogen Minimal Industrial-Sound-Palette und dem knochentrockenen Trauer-Gesang auch schwer möglich wäre. Es zischt, quietscht und rumpelt an allen Ecken und Kanten, wie der Rhythmus unterschwellig pulsiert, aus dem sich nach und nach die kleinen feinen analogen Melodien schälen. Insbesondere „To The Stars“ und „Road To Paradise“ stechen dabei heraus und beim Opener „My Confession“ gibt es als Neuerung sogar weibliche Vocals zu hören. Konzeptionell wird auf „Paradise“ in typischer Galakthorrö-Art das Thema Kindstod misanthropisch, aber ebenso respektvoll umgesetzt und basiert hoffentlich nicht auf persönlichen Erfahrungen. Auch optisch weiß das Vinyl im stabilen Karton-Cover mit bewährter dezenten Gestaltung zu gefallen und die Pressung ist qualitativ natürlich über jeden Verdacht erhaben. Die Single ist (oder sollte man besser schreiben war) limitiert auf 659 Exemplare, beim Label natürlich längst ausverkauft und eventuell noch bei diversen Mailordern erhältlich. Nach „Paradise“ liegt die Latte für das zweite Album von Herz Jühning jetzt sehr hoch und es wird interessant werden, ob dieses den großen Erwartungen gerecht werden wird. (Marco Fiebag)
Format: 7" |
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