Es war der 26.05.1987 in der DDR, als ich das erste Mal SPRUNG AUS DEN WOLKEN hörte, denn an diesem Abend liefen die zwei Titel „Be Quiet“ und „Shakin Your Body“ in der Radiosendung „Parocktikum“ auf DT64. Sofort war ich von der brachialen Gewalt und Rhythmik wie der latenten Militanz förmlich elektrisiert und der heute hinkende, aber damals wohl gerechtfertigte Vergleich mit einer Mischung aus den EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, TEST DEPT. und LAIBACH gezogen. Natürlich wusste ich zu dieser Zeit im „Tal der Ahnungslosen“ hinter dem „Eisernem Vorhang“ noch nichts von den sogenannten Genialen Dilletanten aus West-Berlin und als die Mauer dann fiel, hörte ich nie wieder was von der Band bzw. kam mir keine Platte von denen in die Finger. Erst als Vinyl On Demand 2004 die „Early Recordings“ von SPRUNG AUS DEN WOLKEN veröffentlichte und Klanggalerie wenig später begann, den Backkatalog auf CD zu pressen, konnte ich mich endlich richtig mit diesem Phänomen beschäftigen. Fest verwurzelt im Westberliner Untergrund veröffentlichten SPRUNG AUS DEN WOLKEN damals in den 80er Jahren einige inzwischen rare wie teure Kassetten und Platten, wobei Bandkopf Kiddy Citny sich mehr und mehr auf die Malerei verlegte bzw. mit seinen Mauerbildern es zu weltweiten Ruhm gebracht hat. Das Album „Story Of Electricity“ war 1987 dann so etwas wie der musikalische Höhepunkt von SPRUNG AUS DEN WOLKEN und eben jenes ist jetzt endlich via Klanggalerie neu aufgelegt worden. Die anfängliche Mischung aus Minimal, Industrial und Dub wurde auf diesem Album mit einem fast schon rockig zu nennenden Gitarren-Einsatz und eingängig-hämmernde Rhythmus-Strukturen versehen, die der eines „Yü-Gung“ von den NEUBAUTEN nicht unähnlich war. Die Krönung waren dann die atemlos-manisch schreienden Vocals, welche mich damals schon wie Eingangs erwähnt am Äther gefesselt hatten und dem Ganzen eine gehetzt-treibende Note verleihen. Für die Wiederveröffentlichung von „Story Of Electricity“ wurde das Material zum Glück keinem unnötigen Remastering unterzogen und so die klaustrophobische Atmosphäre der End-80er Jahre in West-Berlin authentisch erhalten. Das Artwork der Neuauflage orientiert sich ebenfalls an dem der Original-Platte und als Bonus enthält die CD die 3 Tracks der „Pas Attendre/Que Pa“-12“, wovon ja „Pas Attendre“ auch im berühmten Film „Der Himmel über Berlin“ von Wim Wenders Verwendung fand. So gut und intensiv wie auf „Story Of Electricity“ sollten SPRUNG AUS DEN WOLKEN nie wieder sein, wenn man mal von der späteren Kollaboration mit FILM 2 bzw. der CD „Global K.O.“ absieht, welche 2007 bei Klanggalerie erschienen ist. Diese basiert zum Teil ja auch auf Tracks von „Story Of Electricity“ und transferiert den aggressiven Sound gelungen in das Hier und Jetzt. Dies kann man dann leider nicht von dem Comeback-Album „Lust Last Liebe“ von SPRUNG AUS DEN WOLKEN behaupten, welches vor drei Jahren erschienen ist und nicht ganz zu Unrecht völlig untergegangen ist, aber hier jetzt kein Thema sein soll. „Story Of Electricity“ ist auf jeden Fall ein wichtiges musikalisches Dokument aus einer aufregenden und spannenden Zeit, welches auch heute noch überraschend frisch klingt und auf 400 Exemplare limitiert ist. Wenn man bedenkt, das die meisten CD-Nachauflagen von SPRUNG AUS DEN WOLKEN inzwischen schon wieder vergriffen sind, sollte man eventuell mit dem Kauf nicht zu lange zögern! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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