In Kurz – Wildern in den Genres Part I: Carl Michael Von Hausswolff/ Jason Lescalleet/ Joachim Nordwall – Enough!!!; Gerritt Wittmer – Making Real; Hati – Wild Temple; Gabriel Saloman – Soldier’s Requiem

Carl Michael Von Hausswolff / Jason Lescalleet / Joachim Nordwall – Enough!!! (CD; Monotype)

Killersounds / Earpircing. Drones in Wartehaltung, umschlungen von fast unhörbaren Bewegungen. Dann wieder wie ein Graben in Fieldrecordings, wie ein verhallender Wind, der Dinge nur knapp verhüllt, die eigentlich unentdeckt in tiefer Dunkelheit geschehen sollten. Mehr Installation als Tapete, mit dem Anteil an Ungemütlichkeit, der „Enough!!!“, in der richtigen persönlichen Stimmung genossen, zu genau das werden lässt.

Gerritt Wittmer – Making Real (CD; Misanthropic Agenda)

Gerritt Wittmer benutzt seine Stimme. Plus Verfremdung durch Bearbeitung, die er auch bei Live-Konzerten anwendet. Plus dunkle Elektronik in feinen Dosen als Projektionsfläche für eben diese Stimme. Auch hier: Earpircing ist kein Fremdwort, durch die Stimme aber, so verfremdet sie sich auch darstellt, herangerückt an die Hörer, manchmal fast intim. Im dritten Teil dann fast versönlich, eine Rückbesinnung (auf die Natur?).

Hati – Wild Temple (CD; Monotype)

Das polnische Ritual/ Drone Projekt beschäftigt sich mit Gongs und verwandter Perkussion als zentralem Instrument, ergänzt durch Elektronikeinsatz, dieser aber meist in einer Form angewandt, dass der „akustische“ (gemeint ist der non-elektronische) Aspekt stets im Vordergrund bleibt, so dass z.B. auch der hörbare Hall viel mehr so wirkt, als ob Hati „Wild Temple“ in einem ganz natürlichen Hallraum aufgenommen hätten, weniger wie ein später hinzugefügtes Element. Trotz der mit einigen Ausnahmen wie Flöten etc. allein den Rhythmusinstrumenten entliehenden Instrumentierung wenig an durchgehender Taktung interessiert; im Vordergrund steht eine geradezu atmosphärische Umsetzung weitgehend perkussiver, aber eben freier Pattern. Interessanter Nebeneffekt: auch parallel hörbar…

Gabriel Saloman – Soldier’s Requiem (CD/LP; Miasmah)

Ursprünglich für eine Tanzaufführung eines Experimentaltheaters komponierte, vierteilige Veröffentlichung, deren erster Teil, „Mine Field“, gestützt auf einem Piano als Hauptinstrument einen Drone aufbaut, der durchaus auch etwas an die von Charlemagne Palestine erinnert, bevor das Stück über Streicher erweitert und bis fast in Distortionbereiche geführt wird, nur um wieder ganz zurück auf den Anfang kommen zu können. Das folgende, kurze „Marching Time“ nimmt seinen Titel mit der Marching Drum als Instrument scheinbar durchaus ernst… scheinbar. „Boots On The Ground“, das zweite lange Stück, scheint fast so etwas zu sein wie die Verbindung der beiden vorgenannten, setzt dann aber zusätzlich eine tiefverzerrte Gitarre als zentrales Instrument ein und lässt so zu, dass das gesamte Stück wie unter einem Angriff Deckung nehmen muss, bevor die Gitarre, nun ruhiger, tatsächlich so etwas wie ein Requiem zu spielen scheint; wie eine Überleitung zum streichergestützten, abschließenden Gang zu den Gräbern… „Cold Haunt“.

(N)

 

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