Die Norweger AIRBAG präsentieren mit „The Greatest Show On Earth“ ihren dritten Longplayer. Einst als Pink Floyd Cover-Band gestartet (Parallelen zu den deutschen Soundalikes RPWL), versuchen AIRBAG ganz eindeutig in dieser Tradition, die elegisch, melancholische Seite der Ur-Väter in die Neuzeit zu transformieren. Dies gelingt ihnen auch auf dem neuen Longplayer sehr gut, vorausgesetzt, man sucht nach eben genau diesem Soundgebräu aus fließenden, ausufernden Gitarren, sphärischen Keys und gern auch mal wehleidig melancholischem Gesang. Fünf Tracks plus kurzem Intro bei einer Gesamtdauer von ca. 50 Minuten sagen diesbezüglich was über die ausufernde Ausrichtung aus, vor allem wenn wie bei AIRBAG das Hauptaugenmerk nicht auf Prog-Frickelei, ständigen Rhythmuswechsel oder ähnlichem liegt, sondern in gern mäandernder Weise bis zu 15 Minuten eine melancholisch, entspannte Weite zelebriert wird. Dies aber nicht depressiv, eher traumartig…von toller Gilmour-artiger Gitarrenarbeit getragen.
Asle Tostrups Gesang ist nicht herausragend, integriert sich aber angenehm wie ein weiteres Instrument im Sound-Kosmos der Norweger, die ihre Stärken vor allem in der tollen Gitarrenarbeit haben und dies auch sehr gut mit dynamischen Steigerungen innerhalb der langen Stücke gen Ende hin gern multiplizieren. Das ist in der Herangehensweise definitiv nicht neu, wenn kosmisch balladige Songanfänge zu kraftvoll ausufernden 70´s Rockmonstern mutieren, man erreicht dann aber fast die Qualität von Hochkarätern des Genres wie frühe Porcupine Tree, neue Marillion, die Landsmänner Gazpacho oder auch die Briten von Anathema in ihrer psychedelisch balladigen Seite. Im Vergleich zu den Vorgängern kann eine leichte Verschiebung zu gern mal härteren Riffs like Tool attestiert werden, vorrangig wird aber wie im schön traurigen „Silence Grows“ oder im Titelsong die schwebende melancholische Seite des New Artrock/ Prog bedient. Da wird nicht experimentiert, da wird alles in die Waagschale geworfen, den Hörer auf eine Reise zu schicken, mit sehr viel Wert auf Atmosphäre!!
Sänger Asle wimmert gern schön fragil, hypnotische Loops, driftend… schaffen immer wieder Kopfkino, schleppendes Tempo in den Songs bis die Gitarren auch gern mal kraftvoll zupacken, die Songs dann oft ab der 3.Minute aufgebrochen werden, um bombastisch in die Weiten des Alls zu marschieren. Wer Steven Wilson( Porcupine Tree) sein Nebenprojekt Blackfield, vor allem die ersten 2 Veröffentlichungen liebt, bekommt bei AIRBAG die volle Schlagseite, nur das hier eben Genregerecht die Songs auch ihre epische Ausrichtung durch lange Songzeiten wiederspiegeln. Kosmisch weite instrumentale Parts, schwerelos, sehr gut produziert lassen einen wunderbar driften durch Raum und Zeit…feine Platte ohne viel Experiment und Risiko, für Freunde des gepflegten Melancholierauschs ein leckerer Happen.
(R.Bärs)
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