Chris Connelly’s Karriere begann in den 80er Jahren bei der schottischen Band FINI TRIBE und über Umwege gelangte er nach Chicago, wo er im Umfeld des Wax Trax-Labels langjähriges Mitglied bei MINISTRY, REVOLTING COCKS, PIG FACE und ACID HORSE wurde. Nach dem Untergang von Wax Trax konzentrierte er sich auf seine Solo-Karriere und veröffentlichte einige eher Rock orientierte Alben. In den letzten Jahren verschob sich sein Fokus allerdings mehr in den experimentellen Bereich und es entstanden unter anderem auch zwei Werke für David Tibet’s Durtro-Label. Seine aktuelle CD bei Klanggalerie ist ebenfalls in diesem Genre anzusiedeln und „Apocalypse Now“ pur bzw. gleich einer Reise in das Herz der menschlichen Finsternis. Gewidmet ist das Album der russischen Menschenrechtsaktivistin Anna Stepanowna Politkowskaja, welche 2006 in Moskau ermordet wurde. Thematisch beschäftigt sich Chris Connelly auf den insgesamt 18 Tracks mit religiösen Extremismus am konkreten Beispiel der blutigen Geiselnahme Tschetschenischer Rebellen in Beslan und der Bombenattentaten sogenannter „Schwarzen Witwen“ in jener Zeit. Dieser seit langem schwelende Konflikt ist ja leider gerade wieder brandaktuell aufgeflammt, da im Vorfeld der Winterolympiade in Sotschi eine Terroroffensive der islamistischen Rebellen aus dem Kaukasus angelaufen ist. „Day Of Knowledge“ setzt dieses mit einer Mischung aus sperrigen Folk-, Drone- und Industrial-Songs um, über die sich eine Art bedrückender Klagegesang wie ein bleierner Schleier legt. Zusätzlich sind die Tracks permanent von Spoken Words und einer sakralen Chor-Atmosphären durchzogen, deren Ursprung in der orthodoxen Kirchenmusik Russlands liegen zu scheint. Unterstützt wird Chris Connelly dabei durch eine Reihe seiner alten Kollegen, deren prominenteste Teilnehmer Stephen Malinder (CABARET VOLTAIRE), Bill Rieflin (MINISTRY) und Jim O’Rourke (SONIC YOUTH) sind. Der verschrobene Sound des Albums ist letztendlich schwer kategorisierbar und am ehesten mit einer Melange aus den letzten Werken von Scott Walker, eines jungen David Bowie und den ersten Solo-Arbeiten von Matt Elliott vergleichbar. Die rund 75 Minuten von „Day Of Knowledge“ bietet sicher keine leichte Kost, aber dafür am Ende ein interessantes Plädoyer für die Humanität! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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