Die Geschichte der versuchten Erstbesteigung des Mount Everest Anfang der 20er Jahren im 20. Jahrhundert beschäftigt weltweit Experten und fasziniert die Bergsteiger-Gemeinschaft bis heute. Zwei britische Expeditionen versuchten 1922 und 1924 die Bezwingung des Berges, welche jedoch jeweils mit tragischen Ergebnissen endeten. Bei letzterer ist bis jetzt immer noch nicht geklärt, ob die beiden Expeditions-Teilnehmer George Mallory und Andrew Irvine vor ihrem Tod eventuell doch noch den Gipfel erreichten, was natürlich reichlich Stoff für Mythen und Legenden bietet. Verschiedenste Filme, Bücher und spätere Expeditionen versuchten das Rätsel um die wahrscheinliche Erstbesteigung zu lösen, aber trotz des Fundes der Leiche von Mallory und diverser Ausrüstungsgegenstände wurde das Ganze nur noch spannender wie mysteriöser. Inzwischen ist der legendäre höchste Berg der Welt zwar schon fast zu einem kommerziellen Ort des Bergsteiger-Tourismus geworden, was aber die damaligen Pionier-Leistungen auf diesem Gebiet trotzdem nicht schmälern kann. Filmisch dokumentiert wurden beide Expeditionen durch Captain John Noel mit einem für die damalige Zeit ungewöhnlichen Aufwand, dem wir letztendlich die beiden Filme „Climbing Mount Everest“ und „The Epic Of Everest“ verdanken. Letzterer wurde jetzt vom Britisch Film Institute National Archive restauriert und mit einem neuen Soundtrack versehen. Den Auftrag bekam dafür Simon Fisher Turner, ein englischer Schauspieler und Musiker, der sich vor allem durch seine Soundtracks für Derek Jarman einen Namen gemacht hat. Simon Fisher Turner versieht dabei die grobkörnigen schwarz/weiß-Aufnahmen mit einem ruhigen Ambient-Score, der auf den sonst üblichen Streicher-Bombast völlig verzichtet und dafür den Fokus auf dezente Bläser legt. Diese steuern hauptsächlichst Cosey Fanni Tutti (THROBBING GRISTLE, CHRIS & COSEY) und Andrew Blick (GYRATORY SYSTEM) bei, wie die restliche musikalische Unterstützung von James Brooks (LAND OBSERVATIONS), Schlagzeuger Asaf Sirkis und Chellist Peter Gregson kommt. Dazu gibt es Fieldrecordings aus Nepal von Thapa Familien und Percussions seiner eigenen beiden Kinder. Vergleichbar ist der dezent majestätische Sound mit der Atmosphäre der Meisterwerke von BIOSPHERE aus den 90er Jahren („Substrata“), welcher eindrucksvoll die Balance zwischen inneren Frieden und Bedrohung durch die Naturgewalten widerspiegelt. Insbesondere bei dem Track „Gyachung Kang“ tobt hörbar anschaulich der unbarmherzige Schneesturm, um danach gleich wieder die gleißende Sonne scheinen zu lassen. Auch ohne die bewegten Bilder vor Augen kann man mit „The Epic Of Everest“ auf eine abenteuerliche wie gleichsam entspannende Reise zum höchsten Punkt der Erde unternehmen. Erschienen ist der Soundtracks als Vinyl-LP, der auch eine CD beiliegt, auf welcher die kompletten 72 Minuten des Scores enthalten sind. Müßig zu erwähnen, das nur im 12“-Format das herrliche Artwork so richtig zur Geltung kommt, wobei das Vinyl übrigens passenderweise weiß ist. Da ja zur Zeit der Winter eh noch auf sich warten lässt, bietet diese Veröffentlichung trotzdem die Möglichkeit, sich Kälte, Schnee und Eis ins Wohnzimmer zu holen. (Marco Fiebag)
Format: LP+CD |
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