Daniel Myer von HAUJOBB hat bzw. hatte ja so einige Nebenprojekte am laufen, aber ARCHITECT ist wohl sein persönlichstes und beständigstes. „Mine“ ist inzwischen schon das sechstes Album unter dem Banner ARCHITECT und dieses stellt jetzt eine gewisse Ausnahme dar, denn erstmals wird hier richtiger Gesang eingesetzt. Dieser kommt von der ungarischen Sängerin Emese Arvai-Illes (BLACK NAIL CABARET), die mit ihrer dunklen Soul-Stimme doch sehr dominant wirkt und eventuell bei den alten Fans etwas für „hochgezogene Augenbrauen“ sorgen wird. FOR A SPACE wagten ja vor einigen Jahren ebenfalls dieses Experiment mit dem Album „Civilian On Battlefield“ und wurden dafür gnadenlos abgestraft bzw. letztendlich hat sich das großartige IDM-Projekt von Sebastian Ullmann (DESTROID) davon nie wieder erholt. Auch ich hatte Anfangs so meine Irritationen mit dem neuen organischen Sound von ARCHITECT, welche sich allerdings nach intensiver Beschäftigung mit dem Material in völlige Begeisterung umwandelten. Es ist wirklich absolut einmalig und außergewöhnlich, wie es Daniel Myer versteht, die Sounds und Rhythmen zu schichten. Allein schon beim Opener „Altitude“ lässt sich sein musikalisches Genie daran festmachen, wie er dort orchestrale Sounds mit dezenten Drum’n Bass-Elementen und einer einfach nur herrlichen zu bezeichnenden Melodie-Führung verknüpft. Der weitere Fluss des Albums ist dann atmosphärisch düster, komplex, subtil und filigran in einem, ohne das der Genre-Mix aus Electronica, Dubstep, Downbeat und Trip Hop irgendwann beliebig wirkt. Im Gegenteil wächst „Mine“ bei jedem Durchlauf mehr bzw. offenbart dem geneigten Hörer so ständig neue Details und Facetten. Höhepunkt ist für mich der Track „Hummingbird“, welcher glatt einen potentiellen „007“-Titelsong abgeben könnte. Neben bereits erwähnten Sängerin wird Daniel Myer auf „Mine“ noch von so einigen alten Weggefährten unterstützt, die im einzelnen Ben Lukas Boysen alias HECQ, Dejan Samardzic von HAUJOBB, Paul Kendall (Mute), COMADUSTER und Felix Gerlach von DIARY OF DREAMS sind. Gerade letzterer sorgt mit seinem Cello- und Gitarren-Spiel für akustische Tupfer im sonst so flirrenden Electronic-Dschungel, der aber auch so diesmal wesentlich wärmer ausgefallen ist, als man es von ARCHITECT in der Vergangenheit gewohnt war. Mag sein, dass das auf die Zusammenarbeit und gemeinsame Tour mit RECOIL zurückzuführen ist, aber letztendlich kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, das mit „Mine“ ein neuer alternativer Soundtrack für „Blade Runner“ vorliegt, welcher bekanntlich ja auch der Lieblingsfilm von Daniel Myer ist… definitiv eines der Alben des Jahres! PS: In Amerika ist bei Artoffact Records das Album als streng limitiertes Doppel-Vinyl mit drei Bonus-Tracks erschienen. (Marco Fiebag)
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