Die neue Platte den Ein-Mann-Projektes Stephan Kaske alias MYTHOS aus Berlin läuft bei mir ständig im Wagen, denn wie der Titel schon verspricht, kann man Stephans Elektro – Instrumental Tracks sehr gut beim Autofahren genießen. Die Formation MYTHOS wurde schon Ende der 60er bzw. Anfang der 70er Jahre gegründet und die erste Platte „MYTHOS“ erschien im Jahr 1972 und stellt bis heute einen der mustergültigen Klassiker der psychedelisch, progressiven Krautrock Ära da und war als Institution neben Gruppen der „Berliner Schule“ wie TANGERINE DREAM, AGITATION FREE, ASH RA TEMPEL, POPOOL VUH wegweisend
Das gerade erschiene Digipack mit 12 seitigen Booklet und Namens „Grand Prix“ wurde allerdings schon im Jahre 1981 veröffentlicht, einer Zeit in der die Neue Deutsche Welle und der New Wave das Laufen lernten und eben diese Einflüsse spiegelt diese Platte fast perfekt wider, zuvor hatte MYTHOS schon den Uralt Klassiker „Quasar“ ebenfalls wiederveröffentlicht. Und Stephan – Produzent, Multiinstrumentalist, Studiobetreiber – selbst hat das Album in etwa so angekündigt: „Keine Panik, dies ist ein fast vollelektronisches Album mit massig Sequenzen, ausschließlich Computer Drums, und Vocodern. Nur bei einigen Flöten und Sax-Passagen sowie dem Gesang müsst ihr stark sein.“ Zitat Ende – eben typisch für die anfänglich, crazy, schrägen 80iger Jahre und ebenfalls für den sehr extrovertierten und kauzig, humorvollen Stephan Kaske. Mit dem wiederveröffentlichten Meisterwerk, das mit acht Tracks behaftet ist, hat sich MYTHOS abermals seinen eher elektronisch, experimentellen Klängen und Sounds gewidmet, hier wird den zeitlos elektrisch, ausgerichteten Soundexkursionen gehuldigt, der Klangpionier Stephan Kaske bietet mit diversen Synthesizern, Mellotron, Sequencer, E-Gitarre, Vocoder, Querflöte einen genialen Mix aus analog, hypnotisch, pulsierenden Sequencer gesteuerter Electronica, fast wie Art Pop in alter und bester KRAFTWERK-Tradition, verbunden mit atmosphärischen Space Ambient Soundscapes vom feinsten, aber auch ohne seine progressiven Krautrock Zeiten zu vernachlässigen. Die zwei Bonustracks „Rückwärts“ und „Mellotron Mystique“ fallen etwas aus dem Rahmen des Konzeptalbums, da hier atmosphärische Arrangements dominieren und das Ganze mit dissonanten Tönen versehen wurde und zudem fast ganz ohne elektronischen Rhythmus auskommt, aus welcher Schaffenszeit die Titel stammen, wird aber leider nicht verraten.
Für Leute, die elektronische, experimentelle sowie instrumentale Musik zu schätzen wissen, sollten sich auf diese wirklich gelungene Zeitreise begeben, vielleicht kommen MYTHOS auch bald mal wieder auf Konzerttour, wie vor zwei Jahren im Planetarium Münster mit 3D-Lasershow, eine Ereignis das man sich dann auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
(S.Ericksen)
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