Live-Kollaboration mit überraschendem Ergebnis. 17.02.2012, Christuskirche, Bochum, Aidan Baker live. Und: ein weiteres Mal nicht solo, sondern mit einem Drummer, diesmal Maik Erdas (Ex-Kodiak, jetzt: Wall und Nightheart). Viele der vielen Aidan Baker Kollaborationen mit Drummern (und dabei ganz vorne: „The Spectrum Of Distraction“ mit insgesamt 17 involvierten Drummern plus Drumachine) lassen seine Musik plötzlich ganz andere Dynamiken gewinnen oder auch, wie z.B. sein Spiel mit ARC, in der Stimmung plötzlich ganz andere Bereiche besetzen; hier: irgendwo zwischen Ethno und Improvisation (auch ohne nennenswerten Drone-Anteil, ggf.). Gleiches gilt natürlich erst recht für seine Bandprojekte wie Caudal, B/B/S und und und; von Nadja hier mal ganz zu schweigen. Heißt: auch wenn Aidan Baker fast immer auch solo in irgendeiner Weise rhythmisch arbeitet, einfach weil seine Loops von sich aus auch eine Art von Rhythmus generieren (ob gewollt oder auch nicht) und selbst wenn diese „Rhythmik“ möglicherweise von einigen „nur“ mit Übung hörbar ist; sobald dann tatsächlich mit Schlagzeug gearbeitet wird, scheinen die Konturen der Musik, die Drones und Loops plötzlich schärfer, genauer (…ohne Wertung gemeint). Und, hier auf „Cameo“ ist dies tatsächlich anders; so anders, dass es live schon fast anstrengend war, sich auf die teilweise langen Schlagzeugpausen und das hintergründige Spiel einzulassen. Unwillkürlich folgte dem Blick auf die Bühne die Erwartung der Verdichtung, der deutlichen Steigerung, angetrieben durch das Schlagzeug, ganz einfach weil da jemand mit einem ebensolchen saß. All das ist auf dem vorliegenden Tonträger im sexy Doppelformat (Vinyl: Ausschnitt, CD: gesamtes Konzert) völlig irrelevant, über allem steht eine Unzahl von aller Zeit losgelöster, warmer, in sich bewegender Gitarrenmotive und Maik Erdas lässt diesen genau die Zeit, die sie zur Entwicklung brauchen, bevor er mit sehr zurückhaltendem Schlagzeugspiel anfängt, ein weiteres Ordnungsmuster darüber zu legen. Fast wie eine Reihe reiner Andeutungen entsteht so eine subtile Taktierung, die die ohnehin vorhandene, versteckte Rhythmik lesbar macht. Perfekt. Auf dem Cover mit einem (sehr) subtilen Querverweis… übrigens.
(N)
Format: CD/LP |
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