TROPIC OF CANCER – Restless Idylls (CD/2LP)

Adrette Schwärze bleibt en vogue. Camella Lobo aus Los Angeles stellt mit „Restless Idylls“ ihr herrliches klirrendes Coldwave-Debütalbum vor. Nach zahllosen EP-Veröffentlichungen auf unterschiedlichsten Formaten gibt es acht Stücke, die aus dem Thronzimmer des Eispalastes entsprungen sein können. Kuschelt euch ein und schlüpft in die Satinmäntel, denn das hier ist „scheißcool“.

Ja, ich weiß, Rezensenten-Todsünde. Aber ich kann es gerade wirklich nicht besser ausdrücken, als der Promotext schreibt: „Die Themen. Das Übliche: Romantik, Hingabe, Romantik, Schmerz und Hilflosigkeit, verwirrte Sterblichkeit, die gegen die brutalen Mechanismen des Schicksals ankämpfen und nicht bestehen können. Ein erzwungener Rückzug ins private, kostbare Idyllen aus Sehnsucht, Glauben, Mysterium und sogar Trübsal.“ In der Tat verbreitet „Restless Idylls“ eine derart trostlose Unterwelt-Atmosphäre, die einer Geisterwelt entsprungen sein könnte. Hintergründiger, verhallter Gesang, minimalistischer Industrial-Pop mit deutlich im Vordergrund platzierten Bass und mechanisch-pochender Drum Machine. Dazu schön viel Delay auf die Gitarren und pumpende Synthie-Beats. Das Rezept verinnerlicht, den Style perfektioniert, der Weg für die Kellerherrschaft für Neo-Noir-Jünglinge ist frei. The XX haben mit ähnlich nebulösem und minimalistischen Gothpop den Weg im Mainstream geebnet, für Indie-fixierte Hörer wird das Projekt TROPIC OF CANCER aber wohl doch unzugänglich und dahinplätschernd bleiben. Denn bis die Platte zündet, benötigt man mindestens drei konzentrierte Hördurchgänge.

Seit 2006 verbreitet das diabolisch-laszive Gothic-Double, bestehend aus Juan Mendez (Silent Servant) und Labelinhaber von Sandwell District, sowie der neuen Lieblingsschnitte des Monats, Mittzwanzigerin Camella Lob, schwarzromantische Morbidität. Momentan ist TROPIC OF CANCER nur Lob´s Soloprojekt. Neben der bekannten Singleauskopplung „More Alone“, die eine Renaissance für Dark Wave-Dancefloors darstellt, knabbern sich nach mehrmaligem Spielen auch Stücke wie „Hardest Day“ oder „Court Of Devotion“ in den Gehörgängen fest. Klar, Joy Division und The Cure liegen nur ein Grab weiter – doch wer Romantik noch ansatzweise buchstabieren kann, für den sind die acht Grufthymnen von „Restless Idylls“ Pflichtprogramm, um nach der Leichenhallenschau auf dem Pausenhof mitreden zu können.

Fans von Anika, Zola Jesus, Soft Metals, The Soft Moon oder Mushy dürfen blind zugreifen!

(Dimitrios Charistes)

Format: CD/2LP
Vertrieb: BLACKEST EVER BLACK/CARGO
 

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