Die Fieldrecordings von Chris Watson (Ex-CABARET VOLTAIRE/THE HAFLER TRIO) begleiten mich ja nun schon einige Jahre und stets haben mich seine Arbeiten persönlich mehr berührt, als alle anderen inflationären Mitbewerber in diesem Genre. Gerade seine letzte CD „El Tren Fantasma“ war eine ungemein aufregende wie mitreißende Eisenbahnfahrt quer durch Mexiko, die jetzt förmlich im völligen geographischen Gegensatz zu seiner aktuellen Auftragsarbeit für die Durham University steht. Im eher unwirtlichen Klima der Nordostküste von England hat er diesmal nämlich die Audio-Atmosphäre der Lindisfarne-Insel im Wandel der Gezeiten eingefangen bzw. dokumentiert. Die Insel wird ja auch „Holy Island“ genannt und ist seit vielen Jahren ein Vogelschutzgebiet, nachdem in grauer Vorzeit von dort aus die Christianisierung Englands betrieben wurde. Nach Wikinger-Überfällen wurde das Kloster aber von den Mönchen aufgegeben und dessen herrliche Ruinen sind bis heute ein Wahrzeichen der Insel. Unterteilt in die Abschnitte Winter, Frühling, Sommer und Herbst lässt Chris Watson nun den Wind, die Wellen und vor allem Vögel für sich sprechen, was in seiner puren Konsequenz einfach nur beeindruckend und faszinierend ist! Mit unter hat das dominante Schnattern und die rauschende Brandung etwas bedrohliches an sich, wie der Gezeitenwechsel in seiner hörbaren Veränderung richtig spannend ist. Ein dickes Booklet rundet zum Abschluss die Veröffentlichung im Digipack ab, welches nicht mit Informationen und anschaulich illustrierenden Fotos zum Thema geizt. (Marco Fiebag)
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