GRAHAM BOWERS & NURSE WITH WOUND – Parade (CD)

Mit Graham Bowers und Steven Stapleton haben zwei Größen der britischen experimentellen Musikszene zueinander gefunden. Bowers, bildender Künstler, Ingenieur und Dramaturg interessiert sich schon sein ganzes Leben für „Assoziatives Hören“, also die direkte Verbindung von Klängen zu Situationen aus der eigenen Lebensbiographie. Um diesen Effekt möglichst oft zu erreichen bzw das Erreichte gleich wieder zu zerstören, hat sich der Brite auf die Errichtung von Klangkollagen spezialisiert, das Abspielen von beliebig kurzen oder langen Samples von Melodien, Geräuschen oder Vocal Snippets. Diese Elemente werden gerne auch übereinandergelegt, also parallel abgespielt. In dieser Kunst hat er mit Steven Stapleton natürlich einen kongenialen Partner gefunden, der mit NURSE WITH WOUND schon seit den spätem 70ern ein ähnliches Prinzip verfolgt. Das aktuelle Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist das Album „Parade“, ein absurdes aber harmonisches Klangtheater. Und diese Leistung muss man wirklich hervorheben. Es ist unglaublich wie es Stapleton und Bowers auf der aktuellen Scheibe gelingt, kollagierte Klangkunst harmonisch zu verflechten und ein schräges Konzept damit auch hörbar zu machen. „Parade“ macht es dem Hörer wirklich nicht schwer. Die Soundstückchen sind geschickt, gewählt und zusammengestellt und erwecken beim Hörer den Eindruck, dass das Arrangement einiges an Gehirnschmalz geflossen ist und das Album von der langjährigen Erfahrung der beiden Komponisten profitiert. „Parade“ schafft das Kunstwerk, sich dem Hörer sowohl bei bewusstem Hören zu erschließen als auch als Hintergrundmusik akzeptabel zu sein. Sehr fein!

(Simon Kummer)

Format: CD
Vertrieb: Red Wharf/Cargo Records
Mailorder: Going Underground
 

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