Mit dem Label “Indie” ist es heute so eine Sache: Darunter versteht man offenbar keine von Labels und Firmen unabhängige Haltung mehr, sondern bestenfalls noch einen öde gewordenen Musikstil und schlimmstenfalls ein paar brave Musikhochschüler mit coolen Frisuren, die sich an Produkten der vormals tatsächlich alternativen Musikszene eklektizistisch bedienen, als sei´s ein Gemischtwarenladen. Längst ist die Band aus Birmingham bekannt; vorgestellt werden muss sie nicht mehr, denn angesichts der drei ersten Alben hagelte es unter anderem Vergleiche mit JOY DIVISION und anderen Post Punk- und Dark Wave-Größen. Der Unterschied zu den gerne bemühten Vergleichsbands ist nur, dass die EDITORS irgendwie so langweilig und kalkuliert klingen, und JOY DIVISION und die anderen Originale irgendwie nicht. Aber das Konzept scheint ja hervorragend aufzugehen: Eigentlich macht man Mainstream-Pop, doch nicht ohne vorsorglichen Rückgriff auf ein paar milde Düster-Referenzen – so greift man am Ende hoffentlich das ganze Feld identifikationsbedürftiger Teenager ab; von Boygroup-Groupie bis elternerschreckendes Goth Chick ist dann nämlich für alle was dabei. Unangenehme Innovationen, die die besagte Hörerschaft verwirren könnten, werden dankenswerterweise sorgsam ausgespart.
„I know I´m getting boring now“, singt Tom Smith im Opener “The Weight”. Falls das keine eingeplante ironische Selbstbetrachtung des musikalischen Schaffens sein soll, würde ich mich das gleich im ersten Stück des neuen Albums, das noch mainstreamiger als die drei Vorgänger klingt, echt nicht trauen. Na ja, der Mann behält wenigstens den Durchblick, das muss man ihm lassen; entweder das, oder er hat eine gute Portion Humor. Muss ich jetzt noch sagen, dass auf „The Weight Of Your Love“ musikalisch so gut wie gar nichts Spannendes passiert? Ein straightes Poprock-Stück reiht sich ans nächste. HIM-lisch, möchte man sagen! Auf diesem Album ist alles glatt auf akustischen Hochglanz poliert. Indie? Na ja, solange die Frisuren sitzen…
(M.Reitzenstein)
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