Kurz nachdem Dirk Serries seine Projekte geordnet bzw. geordnet beendet hatte und seinen Focus eigentlich komplett auf Microphonics legte, erschien fast wie unbemerkt die erste Veröffentlichung unter seinem eigenen Namen; „Low Volume Musik“, zusammen mit Steve Roach. Möglicherweise, weil Microphonics (meines Wissens) absolutes Soloprojekt bleiben soll, Kollaborationen aber eben auch ihren Reiz haben und dafür auch eine Plattform geschaffen werden musste. Mindestens genau so überraschend jetzt das Erscheinen gleich dreier Soloplatten unter der Überschrift „streams of consciousness“ (oder soll das ggf. ein neuer Projektname sein?) und alle drei ganz offensichtlich als Serie gedacht (und visuell auch so behandelt); als limitiertes Vinyl only plus Downloadcode… und die interessante Frage: wie verhält sich dieses Projekt zu Microphonics?
Nun, zuerst einmal: der Unterschied zur letzten Microphonics „xxi-xxv, mounting among the waves, there’s a light in vein. the burden of hope across thousands of rivers“ ist groß: deren Aufbruch(stimmung), deren innerer Drive und die geräuschhaften Momente werden auf den „streams of consciousness“ durch eine tiefe Ruhe in sich und eine soundliche Weite abgelöst, die die jeweils eine LP-Seite langen Stücke wie Klanginstallationen wirken lässt. Klanginstallationen, deren bewusste, nahezu loopartige Statik „nur“ Mikroänderungen erfährt, die weniger das jeweilige Stück vordergründig variieren als vielmehr den Höreindruck modifizieren; fast so, als könnten die Hörer nicht sicher sein, dass das, was sie als subtile Variation, Ergänzung etc. erfahren auch tatsächlich passiert (und eben nicht allein im eigenen Kopf, beim Hören). Vermutlich liegt die Antwort darauf irgendwo zwischen diesen Polen und dieses Paradoxon im Höreindruck wird
über die Gesamtlänge der drei Platten durch die kompositorische und soundliche Nähe und Verwandtschaft aller sechs Stücke noch erheblich verstärkt: fast scheint es, sechs Ausschnitten eines viel längeren, zusammengehörigen Gesamtstücks eingefrorener Zeit zuzuhören; sechs Abschnitte mit gleichem Grundcharakter, jedoch subtil individueller Prägung. So stellt sich denn auch nicht die Frage nach den Unterschieden der drei Platten; stattdessen erscheint mit einem Mal völlig logisch, warum alle drei gleichzeitig veröffentlich werden. Und, ebenso logisch, warum Dirk Serries diese eben nicht als Microphonics veröffentlicht. Für den ein oder anderen möglicherweise Konzepthuberei, für die Einordnung der Arbeiten jedoch absolut in sich stimmig. Diese Stimmigkeit betrifft auch das Format, welches zusätzlich die Downloads enthält und damit der hauseigenen Soundinstallation (als Alternative zum bewussten Vinylgenuss) die Türen öffnet. Alle drei: sehr empfohlen. (N)
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