Sankt Otten sind Sankt Otten sind Sankt Otten. Einerseits. Auch das Coverartwork (wieder: Salustiano Garcia Cruz aus Spanien) deutet genau in diese Richtung. Einerseits. Aber; andererseits: weil Sankt Otten genau das auch selbst Wissen, den schmalen Grat zwischen Kontinuität und Selbstwiederholung kennen, haben sie ein paar subtile Änderungen und Ergänzungen vorgenommen. Und diese der Einfachheit halber und zur (Selbst-) Überraschung hinsichtlich ihrer Auswirkung weitgehend durch Gäste erledigen lassen. Und so haben fast(!) alle Titel einen “feat. XY” Zusatz und “feat. XY” heißt in diesem Fall: Jaki Liebezeit (Schlagzeug), Miles Brown (Theremin), Ulrich Schnauss (Synth + Perkussion), Coley Duane Dennis (Gitarre), Harald Grosskopf (Schlagzeug), A. E. Paterra (Schlagzeug) und Christoph Clöser (Saxophon). Alarmglocken (bei solchen Ankündigungen; auch wenn hier neben Vertretern aktueller Qualitäts-Bands wahre und verdiente Helden des Krautrocks dazugeladen wurden) sind durchaus in Ordnung; wir sind hier ja nicht beim Jazz, wo so etwas normal ist und die Ergebnisse meist den Erwartungen entsprechen; außerhalb dieses Genre wird aus so einem Musikantenstadl dagegen schnell eine unausgegorene All-Star-Show ohne Zusammenhang und musikalischen Sinn und Zweck. Soweit.
Aber auch wenn derartige (durchaus empirisch belegbare) Vorurteile ja bisweilen/leider oft genug stimmen und weiterhelfen, etwas vorab einzuschätzen; in Bezug auf “Messiasmaschine” dürfen die benannten Alarmglocken in ein Freudengeläut (nicht nur) für die Freunde von Sankt Otten wechseln: das Klangkonzept und die Soundästhetik der Band, die Art wie sie ihre Kompositionen aufbauen und Harmonien schichten, ist durch musikalische Gäste (auch durch diese!) nicht elementar gefährdet. Vielmehr scheint es, als ob eben diese Gäste sich darin wohlfühlen, in den Sankt Otten Kosmos eindringen zu können und ihre persönliche Spieltechnik Teil dessen werden zu lassen. Was dann zu den subtilen Änderungen und Ergänzungen führt. Zum Beispiel durch Jaki Liebezeits Schlagzeug auf “Du Hast Mich Süchtig Gemacht”, “Das Große Weinen Ist Vorbei” und “Das Geräusch Des Wartens”. Oder, am auffälligsten, durch das “Bohren & Der Club Of Gore”-Saxophon auf dem langen und ambienten Albumabschluss “Endlich Ein Schlechter Mensch”…
Was bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erwähnt wurde, für die, die Sankt Otten noch gar nicht kennen: die beiden Soundsäulen (sequenzte) Synthesizer und E-Bow-Gitarre tragen alle zehn Tracks und verankern diese in Zusammenarbeit mit den Titelnamen in der Sankt Otten eigenen Stimmung melancholischen Witzes. Wie auch auf dem Titelstück “Messias Maschine” (da übrigens ganz ohne Gäste) …
(N)
Format: CD/2LP |
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