AH CAMA-SOTZ – Obsession Diabolique (CD)

Happy Birthday! 20 Jahre Musik im Zeichen der Fledermaus ist eine Hausnummer. Zum zehnjährigen Bestehen erschien 2003 bei HANDS die Doppel-CD „10 Years Bat Vibez“, zum zwanzigsten nun „Murder Themes II“ (CD / LP) und „Obsession Diabolique“. HERMAN KLAPHOLZ´ wohl langlebigstes Projekt hat in den letzten zwei Dekaden ein weites Feld zwischen düsterem Ambient-Höhlen-Sound, Dub- und Tribal-Techno, Ritual und Rhythm´n Noise abgesteckt. Nachdem die letzten drei Alben „Blood Will Tell“ (2010), „Declaration of Innocence“ (2008) und das dubbig-brilliante „Dead Cities“ (2007) auf dem hauseigenen Label BATS & CATS herausgekommen sind, kehrt KLAPHOLZ nun zurück zu HANDS. Wie immer dabei: das AH CAMA-SOTZ-Markenzeichen okkult/ mystisch-kosmologisch angehauchter Bildwelten. Das Faszinosum des personifizierten Bösen, Baals, des Teufels, Satans, Lehman Brothers – es lässt uns nicht los, lädt zur Besessenheit ein. Die katholische Kirche hat die „Obsession Diabolique“ schließlich institutionalisiert. Wie lassen sich die 16 Tracks zutreffend beschreiben? „Obession Diabolique“ ruht vornehmlich auf zwei Säulen: Abgrund und myrrhe-getragener Leichtigkeit. Während der Abgrund sich in brodelnden Klangcollagen auftut, tänzelt der Rest zu einer Mischung aus „orientalischem“ Ethno- und World-Sound mit AH CAMA-SOTZ-typischen Twists, wie man sie z.B. schon auf „Dead Cities“ hören konnte: „The Orient, the Middle-East, Western culture, the Unknown and the Unspoken“. Alte verborgene Traditionen, die unter den oberflächlich angenommenen Monotheismen lauern, ausbrechen, wenn die Tempelwächter schlafen. Unterstützt von sehr eindrücklichen Filmsamples. Die Wahl der Sounds erinnert sehr an DEAD CAN DANCE in der „Spiritchaser“-Phase. Fünf gewichtige Ausnahmen sind jedoch zu nennen: die sehr angenehme Düster-Electronica-Nummer „Rain“ mit Vocals, die ganz netten aber stereotypen BreakBeats von „Bring the noizz“ nebst dem zugehörigen, das Original übertreffenden Remix von HYSTERESIS und das schon fast an ENYA gemahnende Outro „Postludium – Tristesse de La Lune“ – eine Verneigung von Charles Baudelaire. Kandidat Nummer fünf ist die psytrancige Hommage an den trashigen Kult-Hit „Tanzen“ der belgischen New-Beat-Combo TRAGIC ERROR, die hier unter dem Titel „Wir Wollen Tanzen (Freaks Come Out At Night) völlig aus dem Rahmen fällt. Spaß macht sie trotzdem. „Bring the noizz“ und „Wir Wollen Tanzen“ wären am Ende des Albums besser platziert gewesen, da der erste Teil so seiner extrem entrückten-fernweltlichen Wirkung etwas beraubt wird. Ansonsten ist „Obsession Diabolique“ ein gelungenes, technisch überzeugendes und stimmungsvolles Album. Davon abgesehen: Alles Gute zum Geburtstag, Fledermaus-Mann – auf die nächsten zehn Jahre!

(APL)

Format: CD
Vertrieb: HANDS
Mailorder: Going Underground
 

Stichworte:
, , ,