Das polnische Label Zoharum aus Gdansk stützt seine Arbeit auf mehrere Säulen. Neben Releases polnischer Künstler wie z.B. MACIEK SZYMCZUK und einer eigenen Experimental-Reihe sind es vor allem Re-Releases bekannter Ritual- und Post Industrial-Künstler wie RAPOON, Z´EV oder MAEROR TRI, die sie europaweit bekannt gemacht haben. Nun also das HYBRYDS-Kult-Album „Mythical Music from the 21st Century“, das zeitgleich mit „Soundtrack for the Aquarium – Antwerp Zoo“ eine Neuauflage erfuhr. Das belgische Projekt gilt als eine der zentralen Institutionen im Ritual Industrial-Sektor, die in einer Tradition mit Projekten wie 23 SKIDOO, COIL oder frühen PSYCHIC TV zu sehen sind. Wo man sich in den letzten Jahren ähnlich wie MOTHER DESTRUCTION eher dem Tribal Techno angenähert hat (z.B. „Urban Rhythms Urban Rituals“), herrscht hier noch ein um Field Recordings, Samples, Loops und hypnotisches Trommeln aufgebautes Arrangement im Vordergrund. „Mythical Music from the 21st Century“ erschien 1986 zuerst als Tape, im gleichen Format 1992 bei NUIT ET BROUILLARD als Tape wiederveröffentlicht, um dann 1999 bei TRITON als schnieke Picture-LP zu reinkarnieren. Die Triton-Version sollte meine erste Picture-LP und meine erste Begegnung mit dem belgischen Tribal-Projekt sein. Dabei hatte die sehr ansehnliche bemalte Dame auf der einen Seite der LP nichts zu tun. Nun also auf CD – die Musik, nicht die Dame. Für die Neuveröffentlichung wurde das Album klanglich rundum aufpoliert, was die Field Recordings im Vergleich zur Vinyl-Auflage deutlich an Tiefe gewinnen lässt. Die Trennung in eine „Morning“/ „Evening“-(Tapes) bzw. „Male/ Female“-Seite (Vinyl) fällt weg, wobei letztere Interpretation hier im von der LP inspirierten Artwork fortgeschrieben wird. Neben den ursprünglich dreizehn Tracks finden sich fünf weitere, u.a. die Live-Aufnahme einer Ritual-Performance für eine Radiostation („Sacred Voices“) und eine unveröffentlichte Version von „Octahedron“.
Aus der heutigen Sicht etwas betagt ist „Mythical Music from the 21st Century“ ein Zeitdokument für Genre-Fans, alle anderen sollten vorher die vielen Möglichkeiten zum Gegenhören nutzen. Manches kann mit der Zeit etwas befremden. Wer von HYBRYDS z.B. nur den Tanzflächen-Hit „I walk alone“ kennt, wird sich hier erst einmal neu einhören dürfen.
(APL)
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