PHASENMENSCH Wolfram Bange legt mit „Tagebuch eines Eremiten“ sein Debüt vor. Zuvor gänzlich unbekannt war Bange jedoch nicht. So hat er sich in der Industrial-Szene für seine liebevollen Video-Dokumentationen der Festival-Institutionen MASCHINENFEST und FORMS OF HANDS einen Namen gemacht. Eine weitere Doku zur „Final Edition“ des ELEKTROANSCHLAG-Festivals (wir berichteten) befindet sich noch in der Produktionsschleife. Mit „Tagebuch eines Eremiten“ wird Bange jedenfalls vom teilnehmenden Beobachter selbst zum Akteur. „Tagebuch eines Eremiten“ ist ein Kondensat aus einer sehr breiten Palette musikalischer, biographischer und intellektueller Einflüsse. Das schlägt sich im Sound nieder. Bange verweigert sich in der Gesamtschau dem Dienst an üblichen Genrekonventionen und generiert so eine Mischung aus IDM in der Tradition von Projekten wie GRIDLOCK oder SOMATIC RESPONSES, technoidem Rhythmus-Sound á la GREYHOUND oder NULLVEKTOR und sogar BreakBeats / Drum´n Bass. Das gelingt nicht immer perfekt, wie man an der öden RompaPompa-Orgie „Anschlag bei Nacht“ hören kann. Negativ fällt dieser Track aber vor allem wegen der vielschichtigen Qualität des restlichen Albums auf. Mein persönliches Highlight ist der Track „Thesis“, der auf YouTube auch mit einem eigenen Musikvideo vertreten ist und stellvertretend für den Facettenreichtum von „Tagebuch eines Eremiten“ steht. Unterstützung remixender Art erhielt PHASENMENSCH von PHILIPP MÜNCH, DIRK GEIGER, NEEDLE SHARING, DALOT, ICD-10 und ANDREAS MARX. Ohne Frage eine musikalische Bereicherung für Hands – und mein Plattenregal. Kuriose Randnotiz: Erinnert sich noch jemand an die herrlich trashige Gruftie-Parodie „Blutbengel“? Die Hauptfigur dürfte PHASENMENSCH-Fans äußerst bekannt vorkommen.
(APL)
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