KING DUDE – Burning Daylight (CD/LP)

Orgel oder Harmonium, ein in tiefsten Tiefen tönender Männerchor, dazu Sirenen und ein Straßen-Soundscape, dann intoniert eine versoffen klingende Männerstimme: „Far off beyond those yonder hills, there´s a place for you and there I go, I will lay my body there in the cold earth wrapped in death´s shroud, Lord, I´m coming home“. Das war das Intro – dann geht´s schon weiter mit Track zwei, wüstem Getrommel und schrägen Feedbacks (oder elektrifizierten Streichern). Fiese Percussions erinnern an mit den Knochen rasselnde Ghoule, die man das letzte Mal Mitte der Neunziger in ihrer poppigeren Variante als Hintergrund von NICK CAVEs „Red Right Hand“ gehört hat. Schon scheint der Fall klar: File it under Gothic, Baby! Doch halt, was ist das denn da im dritten Stück? Spätestens da erinnern die einsame Gitarre und der Gesang plötzlich mehr an JOHNNY CASH als an Old Nick himself. Dabei geht der Sänger mit seiner Stimme aber so absurd und bis zum Knarzen in die Tiefe, dass man sich nicht sicher ist, ob das eine ernstgemeinte CASH-Reminiszenz sein soll oder doch eher eine hintergründige Parodie auf den überernsten Folk-Rock des Meisters. Das vierte Stück schwenkt schließlich wieder um zu früher BAD SEEDS-Manier, und damit sind die beiden Pole abgesteckt, zwischen denen der KING DUDE sich hin- und her bewegt. Der NICK CAVE-Vergleich scheint besonders treffend, weil auch auf „Burning Daylight“ im Entwurf düsterer Figuren und Geschichten die Ernsthaftigkeit zugunsten einer übersteigerten Theatralik und eines fröhlich-aggressiven Surrealismus aufgegeben wird, die dem Ganzen einen bewusst künstlerisch-distanzierten Anstrich verleihen, statt die aufgerufenen Gefühle eins zu eins ernst zu nehmen. Für alle Fans der frühen BAD SEEDS und Menschen, die mal eine JOHNNY CASH-Parodie hören wollen (Track drei, wie gesagt) wärmstens zu empfehlen!

(M.Reitzenstein)

Format: CD/LP
Vertrieb: VAN RECORDS/SOULFOOD
Mailorder: Going Underground
 

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