Das mit verschwommenen Rot- und Blautönen spielende, bis zur Unkenntlichkeit verschwommene Covermotiv deutet es bereits an: THE FOREIGN RESORT widmen sich dem „Shoegaze“. Tatsächlich wird man im Hinblick auf diese Vermutung nach Einlegen der CD nicht enttäuscht. Im Gegenteil, mit dem Stichwort Shoegaze ist alles gesagt, jede weitere Beschreibung erübrigt sich. Nun ja, vielleicht könnte man noch anfügen, dass „Scattered & Buried“ mehr nach MY BLOODY VALENTINEs „Isn´t Anything“ klingt als nach „Loveless“ oder SLOWDIVEs Meisterwerken, und dass der Gesang dann doch weiter in den Vordergrund gerückt wird als der von Kevin Shields auf „Loveless“. Und ein paar Stücke rocken auch entschiedener, als es im Shoegaze der Neunziger üblich ist. Das war´s dann aber auch schon mit der Variation; abgesehen davon wird das Genre-Thema konsequent durchgezogen; Gitarrenteppiche, so flächig dargebracht, dass der Unterschied zwischen schnell und langsam obsolet scheint; eingekauft wurden für die Aufnahmen wohl die üblichen Effektgeräte, auf denen beim Musikinstrumente-Händler bestimmt schon ein Shoegaze™-Sticker klebt, und dann kann es losgehen. Fertig ist das Album! Das Ergebnis will leider nicht hundertprozentig überzeugen: Zu oft hat man das gerade in letzter Zeit schon gehört; da können auch einige ihrerseits angejahrte Darkwave-Einflüsse (beispielsweise auf Track 5, „Tide“) nichts mehr rausreißen. Betont werden soll an dieser Stelle, dass THE FOREIGN RESORT das gar nicht so schlecht machen; auf der anderen Seite machen sie das eben auch nicht entscheidend besser als all die anderen Düster-Shoegazer, die sich in letzter Zeit offen zu besagten musikalischen Vorlieben bekennen. Das größte Problem sehe ich im Songwriting: Alle Aufnahmetechnik und Effekthascherei kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stücke strukturell nicht so recht in Fahrt kommen wollen. Die verschwommene Harmonie- und Melodiesucht der einschlägigen Vorbilder fehlt THE FOREIGN RESORT derzeit einfach noch – ich wäre mal neugierig, was unplugged von „Scattered & Buried“ übrig bleiben würde. Andererseits – wenn sogar die neueste Platte von MY BLOODY VALENTINE nach gefühlten zehntausend Jahren Wartezeit einfach nur enttäuschend langweilig geworden ist, kann man THE FOREIGN RESORT getrost noch eine Chance zur Intensitätssteigerung geben, die sich dann vielleicht auf dem Nachfolge-Longplayer einstellen wird.
(M.Reitzenstein)
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