Erst im vorigen Jahr huldigten CRIME & THE CITY SOLUTION mit der Best Of „A History Of Crime“ ihrer Berlin-Phase von 1987 bis 1991, welche eigentlich das letzte Kapitel der australischen Band sein sollte, die stets im Fahrwasser von ihrem Landsmann Nick Cave gesegelt ist, aber leider auch immer in dessen Schatten gestanden hat. Unglücklicherweise fällt nun das Comeback von CRIME & THE CITY SOLUTION zeitgleich mit dem aktuellen Album der BAD SEEDS aus und der Presserummel dreht sich mal wieder nur um den dürren schwarzhaarigen Ex-Junkie Nick Cave. Im Gegensatz zu letzteren hat die Band um Simon Bonney wenigstens dem Label Mute die Treue gehalten und rund 22 Jahre später erscheint genau dort das neue Album „American Twilight“. Natürlich war auch ich skeptisch, ob die nach drei allesamt tragischen Todesabgängen (Rowland S. Howard, Epic Soundtracks und Chrislo Haas) personell rundum erneuerten CRIME & THE CITY SOLUTION an die alten „Mauerstadt-Blues“-Tugenden anknüpfen können, zumal es Simon Bonney Anfang der 90er Jahre dann nach Amerika zog und der dortige Folk/Country-Sound sich deutlich auf seine Solo-Arbeiten auswirkte. Zumindest sind von der alten Garde noch Alexander Hacke und Bronwyn Adams mit an Bord, die nun mit Musikern aus dem Umfeld von 16 HORSEPOWER, WOVENHAND, DIRTY THREE und OUTRAGEOUS CHERRY aufgestockt wird. Doch alle Bedenken sind hinfällig, wenn es spätestens im ersten Song „Goddess“ diese typischen melancholischen Schlenker in den Gesangslinien von Simon Bonney gibt, die an das Berlin der 80er Jahre oder an ihre noch dunklere London-Phase erinnert. Auch wenn das Album thematisch deutlich von Amerika beeinflusst ist, bleibt der inzwischen unter dem Banner Americana firmierende Sound angenehm außen vor. Daran ändern auch nichts die Gospel-Chöre in „Domina“ oder dem Titelsong, sondern diese verstärken nur im Zusammenspiel mit den geisterhaften und doch so erdigen Gitarrenriffs die desolate Grundstimmung des Albums. Am Ende lässt vielleicht gerade dies den Schluss zu, dass inzwischen das völlig heruntergekommene Detroit ähnlich morbide subkulturelle Atmosphären ausstrahlt, wie seiner Zeit die Mauerfrontstadt. „American Twilight“ ist somit nicht nur Glut unter der Asche, sondern entfacht in seinem magisch-manisch-aufpeitschenden Sog regelrecht ein prasselndes Feuer, wenn wohl auch nicht mehr Drogen dafür als Brennstoff dienen. Die insgesamt 8 Songs im klassischen Album-Format von rund 40 Minuten schreien gerade bei der Tonträgerwahl nach der Vinyl-Ausgabe, denn die Platte ist blutrot und das Klappcover birgt zusätzlich die CD und ein Poster – so muss das sein und willkommen zurück! (Marco Fiebag)
Format: LP+CD/CD |
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