Ich habe hier gerade die neue CD “So Close…So Far“ der Kölner Darkrocker LOTUS FEED im CD-Player und bin völlig überwältigt von den wohlklingenden Klängen. Die Jungs spielen, als wenn es sie schon seit Mitte der 80er Jahren gäbe, dabei wurden sie erst 1995 gegründet, der voluminöse Düstersound von LOTUS FEED klingt dennoch wie von guten alten bekannten Freunden. Eigentlich denkt man bei der Domstadt an Fasching und Karneval, aber LOTUS FEED gehen den genau entgegengesetzten Weg. Ich würde es mal als einen eigenständigen Alternativmix aus Darkwave, Postpunk und Gothrock bezeichnen, denn mit dem aktuellen Werk beweist das Kölner Quartett wie intensiv, lebendig und filigran der Klangkosmos in dem oben angesprochenen Bereich klingen kann.
Ganze zwei Jahre nach “A Different Place“ legen die vier Vollblutmucker ihren ganz persönlichen und atemberaubenden Beweis für die gereifte Souveränität der Gruppe vor. Die Songs in ihrer Klangvielfalt erinnern einen teils an BAUHAUS, JOY DIVISION, DR. ARTHUR KRAUSE, FUNHOUSE oder VENDEMIAN sowie vor allem durch die Gitarrenläufe an THIS BURNING EFFEGY. Die 13 Tracks versprühen pure Hoffnungslosigkeit, hier ist Dunkelheit Trumpf. Die verhallenden, raumgreifenden und perlenden Gitarrenriffs bei so manchem Track lassen große Momente der Dark Wave Rock Kunst aufblitzen. Auch kommen hier und da etwas morbide THE CURE, düster schwere SISTERS OF MERCY, wavig erhabene MISSION, trashig klingende KILLING JOKE oder wuchtige THE CULT und etwas dekadent poppige STRANGLERS durch – die Bandbreite von LOTUS FEED ist bemerkenswert. Der treibende Bass von Doc Marten, die knalligen Drums, sowie der düster klagend und emotional erdig vorgetragene Gesang von Alex Landsberg bilden eine Klanglandschaft zum Abheben und jubilieren. Die geheimnisvoll und hypnotisch mysteriösen Texte voller Tiefgang prägen die Themen der Songs von LOTUS FEED, thematisch geht es von Kindheitsproblemen bis über ins Erwachsenenalter, die Tracks handeln von Freundschaften und Liebschaften – wie das alltägliche Leben eben so spielt.
Zum Abschluss der Veröffentlichung gibt es den Megaseller und Uraltklassiker von den CHAMELEONS “Second Skin“ in einer ganz eigenen und gelungenen Interpretation von LOTUS FEED, eine einmal komplett andere Coverversion, die den bekannten Song in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt und eine spezielle Note verleiht. Damit werden auch hier Eigenständigkeit und Ideenreichtum der Gruppe erneut unter Beweis gestellt. Man kann nur hoffen, dass LOTUS FEED demnächst den verdienten Durchbruch schaffen werden!
(S.Ericksen)
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