MY BLOODY VALENTINE – MBV (CD/LP)

Eine Menge Leute haben auf diese Platte gehofft (vermutet). Und irgendwie lag sie immer in der Luft. Vielleicht zunächst auch nur, weil My Bloody Valentine immer Thema geblieben sind, Referenz. Ab der „Nebenbei-Reunion“ vor ein paar Jahren und den Live-Auftritten wurde der Geruch immer stärker. Und trotzdem: im Grunde so nebenbei wie die Reunion erscheint dann wie aus heiterem Himmel diese Platte, nun auf eigenem Label. Ich gebe zu: ich habe sie nicht herbeigewünscht. Zu oft sind derartige „wir legen doch noch mal nach“ Aktionen im Vergleich zum Werk der Vergangenheit zu schwach und wenig überzeugend. Und schaden letztlich mehr (in Bezug auf das Ansehen) als sie nützen (in Bezug auf das Geld). Das kann man sicher anders sehen (besonders, wenn man gerade das Geld braucht), aber allein schon das Dilemma, den Erwartungen der Fanbase an den rechten Quotient aus Konstanz und Überraschung zu entsprechen (und das nach langer, im vorliegenden Fall extrem langer Pause) kann zur unlösbaren Aufgabe werden (mal ganz abgesehen von der Frage, ob ein Musiker, konfrontiert mit diesen Zusammenhängen, seinem ursprünglichen Instinkt „eigene“ Sounds zu entwickeln überhaupt noch vertrauen kann).

Aber Mastermind Kevin Shields, nicht umsonst(?) fast(?) wie ein Genie verehrt, macht schlauerweise ganz einfach da weiter, wo My Bloody Valentine vor 22 Jahren aufgehört haben. Das fängt schon bei dem Cover an und verhält sich soundlich und kompositorisch kaum anders. Und „MBV“ klingt denn auch noch erstaunlich zeitgemäß, obwohl es eine direkte Fortsetzung der „Loveless“ von 1991 ist; fast ein nachträglich erbrachter Beweis, wie eigen das ganze damals war und, Beweis zwei, wie sehr ohne zeittypische Attitüde der My Bloody Valentine-Sound bereits vor 22 Jahren war und heute (noch immer/ wieder) ist. Mit den typischen undurchdringlichen Gitarrenschichten, verstimmt, im spröden Zerrsound, der erst über eben diese Schichtung zur weichen Wolke wird. Mit dem typisch ätherischen Gesang (vorwiegend Bilinda Butcher) über unerwarteten (besser: so nur von My Bloody Valentine zu erwartenden) Akkordwechseln, dabei allerdings vielleicht insgesamt ein wenig poppiger als auf der „Loveless“.

Auf LP und CD, das Vinyl angeblich ohne jede Form digitaler Kontamination; auf jeden Fall im Sound deutlich anders als auf der CD; wärmer und dunkler… „MBV“ ist eine weitaus bessere Platte geworden als zumindest ich befürchtet habe, ob sie fanatische My Bloody Valentine-Fans der ersten Stunde zufrieden stellt? Nach allem, was ich bisher gelesen habe, überwiegt wohl der positive Eindruck. Aber vielleicht ist „MBV“ wegen Exotenbonus (remember: 22 Jahre Pause) auch „nur“ eine Art Joker im Oeuvre der Band und genaues wissen wir erst bei der nächsten – wann immer die auch kommen mag…

(N)

Format: CD/LP
Vertrieb: MBV RECORDS
 

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