Das visuelle zuerst: das wiederum von Pete Greening gestaltete Cover bleibt absolut im Kontext des schon vom ersten Teil gesetzten Konzepts und sieht dabei sogar noch besser aus; tiefer, vielschichtiger. Und dennoch auf den ersten Blick eine Fortsetzung.
„Silent Loop.001“, der von Yann Novak entwickelte Opener dieser zweiten Kompilation zum Thema aktuelle Drone-Musik verhält sich auf musikalischer Ebene ganz ähnlich: ein sehr ruhiges, auf einem leicht dunklen Hintergrunddrone basierendes Stück, scheinbar mit ein paar ganz wenigen zusätzlichen Zutaten auskommend. Bis man merkt, welche Vielschichtigkeit sich innerhalb seines Kerns versteckt hält und sich erst ganz allmählich aus dieser sicheren Behausung traut. Und „Silent Loop.001“ damit fast so etwas wie eine Beweglichkeit verleiht, die anfangs undenkbar schien. Ohne die ursprüngliche Ruhe zu gefährden. Etwa so wie die visuellen Entdeckungen, die das Cover bietet; als selbstverständliche Erweiterungen, ohne die eigentliche Idee in Frage zu stellen. „Fihavanana“ von Storm Noir verlässt die tiefe Ruhe von „Silent Loop.001“ und schichtet gleißende Sonnenflächen übereinander. Eine alles überstrahlende Statik, in deren Mitte dennoch das Äquivalent eines brodelnden Kerns zu kochen scheint. Und die selbst, ihrer Statik zum trotz, einer dauerhaften Korrosion unterworfen ist; an den Rändern, da, wo diese am fragilsten sind und sich mit ihren darunter und darüber liegenden Nachbarn reiben und vermischen. Das folgende „Sundance“ ist dann so etwas wie der Sonnenaufgang am nächsten Tag: eigentlich das gleiche, auf fast nicht zu beschreibende Weise aber doch eigen und einzig… Hier, bei „Sundance“ ist es der Kern: zunächst fast wie aus einem Chor zusammengesetzt, scheint es zwischendurch auch irgendwelche Mikrobewegungen zu geben, die selbst durch die wiederum gleißenden Schichten nicht abgedeckt werden können. Mit „The Golden Eye“ von Emme Ya wechselt die Helligkeit des Vorangegangenen in ein Zwielicht ritualisierter Inhalte: sich chorartig bewegende Klagen, im Zaum gehalten durch ein ganz weit im Hintergrund angesiedeltes Pulsen und die Geräusche rätselhafter Begebenheiten im Vordergrund. Scheinbar in einer dunklen Höhle, versammelt um einen See schwarz erscheinenden Wassers. Was immer dann in „Die Verwandlung“ auch geschieht, die Ästhetik der Klänge, sowohl im einzelnen Ton, als auch im Zusammenklang basiert auf völlig anderen Haltungen als bei den vier vorangegangenen Beiträgen: nicht so sehr die organisch verwachsene Schichtung, mehr ein verwebtes Gespinst; mehr geräuschhaft und konkreter zur gleichen Zeit. Und, fast wie folgerichtig, der Break und Wechsel in eine Art Post-Industrial Schleife. Karl Bösmanns langes Stück „Die Verwandlung“, gemeint als Hommage an die gleichnamige Geschichte von Franz Kafka, schafft es über diese Geräuschhaftigkeit, die Breaks und die gespenstische Stimmung nicht nur das Stück in sich, sondern die gesamte Stimmung dieser Kompilation zu wandeln. Und wenn es hier gelesen möglicherweise kaum glaubhaft erscheint: es passt.
Auch „Drone-Mind/ Mind-Drone Vol. 2“ ist damit wiederum absolut empfohlen. Für alle, die an neuen Variationen und Entwürfen zum Thema interessiert sind…
(N)
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