Zum 30. Geburtstag der ostdeutschen Kult-Underground-Band SANDOW („Born In The G.D.R.“) veröffentlichte im vorigen Jahr das Jenaer Major Label in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk das 2009 vom Bandkopf Kai-Uwe Kohlschmidt produzierte Hörspiel „Im Feuer“ auf CD. In diesem rund 80 Minuten langen Stück wird sehr plastisch und intensiv der Werdegang von SANDOW dargestellt und dem Hörer entwirft sich ein diffuses Bild einer Band, die als Schüler-Combo begann und fast als künstlerisch anspruchsvolle Avantgarde-Band mit massiven Drogenproblem endete. Rausch und Feuer sind dabei ganz wichtige Eckpunkte von SANDOW, die traumwandlerisch zwischen Underground, Boheme, Aufruhr, Staatsnähe und Publikumsverweigerung wandelten. Jedoch blieben sie immer sie selbst und sind am Ende zwar ordentlich verbrannt, aber immerhin gereinigt aus dem „Feuer“ entstiegen. Ihr Comeback im Jahre 2007 beweist dies eindrucksvoll und ich hoffe, dass in absehbarer Zeit endlich die neuen großartigen Songs in Form eines weiteren Albums ihren Weg zum Publikum finden. Doch zurück zum Hörspiel, welches selbst ohne großes Hintergrundwissen über die Band zu fesseln vermag, wenn auch die Fans von SANDOW eventuell durch die ungewohnten Stimmen der Sprecher und die fiktive wie zum Teil alberne Namensgebung der einzelnen Protagonisten verwirrt sein werden. Warum man hier diesen Kunstgriff angewandt hat, weiß nur der Regisseur und das ist nun mal Kai-Uwe Kohlschmidt selbst. Jener arbeitet ja hauptberuflich für Funk & Fernsehen und war bei letzteren Medium schon für einige sehr gelungene Tatort & Polizeiruf-Soundtracks verantwortlich. Musik gibt es in diesem Hörspiel natürlich ebenfalls zu hören, die instrumental zwar von SANDOW stammt, der Gesang aber durch den Hauptdarsteller Alexander Scheer bestritten wird und welcher seine Sache überraschend gut macht. Hier wurden also weder Kosten noch Mühen gescheut, ein authentisches Hörspiel zu produzieren, das ich mir übrigens auch genau so gut als Film vorstellen könnte. Der Lohn für diesen Aufwand war die Nominierung für den Deutschen Hörspielpreis 2013 als Bestes Hörspiel, bei dem man dann sogar unter die ersten drei Platzierten kam, sich letztendlich jedoch dem Mainstream eines James Joyce („Ulysses“) beugen musste. Gemäß dem SANDOW-Motto „Ich spring ins Feuer, um Feuer zu sein“ finden durch diese CD eventuell bisher unbedarfte Hörer einen Zugang zu der Band, besuchen ein Konzert oder kaufen einen Tonträger von SANDOW… und wenn sie auch nicht wissen, wohin soll denn die Reise gehen, werden sie es nicht bereuen! (Marco Fiebag)
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