Es gibt in also doch noch, den Martial Industrial, welcher sich nach der großen Veröffentlichungsschwemme der vergangenen Jahre inzwischen meist auf Kleinstauflagen im CD-R-Format zurückgezogen hat. So erscheint jetzt zumindest das dritte Album von SALA DELLE COLONNE beim altgedienten Label Old Europa Cafe im Digipack und limitiert auf 300 Stück, obwohl auch schon der Vorgänger bei Cold Meat Industry veröffentlicht wurde, was aber leider längst nicht mehr für ein Qualitätsgütesiegel bürgt. Der Mann hinter SALA DELLE COLONNE ist Mehmet R. Frugis, der multikulturelle Wurzeln aufweist und ebenfalls für das Projekt MEKHATE verantwortlich ist. Des weiteren ist er auch als Musikjournalist für diverse italienischen Fanzines tätig und hat einen Doktor-Titel in Geschichte mit Lehrstuhl an der Universität in Milan. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für ein geschichtsträchtig Musik-Projekt, was man an „Il Destino Della Orchestra Aurora“ jetzt nachprüfen kann. Thematisch beschäftigt sich das Album mit der sogenannten Republik von Salo, die 1943 von Mussolini nach der Kapitulation von Italien vor den Alliierten ausgerufen wurde und die letztendlich bis zum Kriegsende in einen mit aller Härte geführten Bürgerkrieg mündete. An Hand des Beispiels eines (fiktiven?) Kino-Orchester namens Orchestra Aurora schildern SALA DELLE COLONNE den blutigen Riss, der damals durch das Land bzw. die italienische Bevölkerung ging und meist von barbarischen Vergeltungsmaßnamen auf beiden Seiten geprägt war. Mittels schwermütiger Neo Klassik und dezent eingestreuten Martial-Elementen zeichnet SALA DELLE COLONNE so ein Spiegelbild der Republik von Salo nach, wie es seiner Zeit auch schon Pier Paolo Pasolini mit seinem ungleich krasseren Film „Die 120 Tage von Sodom“ getan hat. Herausgekommen ist ein zu tiefst tragischer wie bedrückender Soundtrack, der Vergleiche mit Genre-Größen nicht zu scheuen braucht. Stimmliche Unterstützung hat sich Mehmet R. Frugis dabei von Damiano Mercuri (ROSE ROVINE AMANTI) und Trevor Southgate (HERR) geholt, die sich aber dem Fluss des Albums unterwerfen und dieses nicht dominieren. Wer also mal wieder ein gutes Martial Industrial/Military Pop-Album ohne die üblichen Klischees hören will, hat jetzt mit „Il Destino Della Orchestra Aurora“ von SALA DELLE COLONNE die beste Möglichkeit dazu! (Marco Fiebag)
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