Italien ist nicht nur die Heimat eines begattungsfreudigen Ex- oder Baldwieder Enfant-Terrible mit transplantiertem Haupthaar (Quelle unbekannt), sondern auch Brutstätte illustrer Projekte wie AIN SOPH, SPIRITUAL FRONT, IANNVA oder CALLE DELLA MORTE. Eine eigenartige Mischung zwischen zelebrierter Dekadenz und apokalyptischen Lifestyle, Gitarren (mal akustisch, mal mit Strom) findet sich auch bei ROMA AMOR. Nach ihrem Album „Occhi Neri“ (Old Europa Café) wurde mit „17.3“ nachgelegt – auf Vinyl. 10″-Veröffentlichungen sind in unseren Gefilden selten geworden, was die Freude beim Auspacken merklich erhöhte. In den USA würde man den Stil des Duos wohl in die „Dark Cabaret“-Schublade zusammen mit Bands wie REVUE NOIR oder NICKI JANE sperren. Diese würde „17.3“ auch besser stehen als die institutionalisierte Folk-Ödnis der hiesigen Gefilde. „17.3“ setzt den Kurs auf Stilwechsel: ein schlichtes modernes Artwork, ein dezent eingeflochtener Synthesizer und englische Texte könnten sich nicht besser von „Occhi Neri“ abgrenzen. Überproduziert oder künstlich verpopt, klingt es zum Glück nicht. Der Schock des letzten SPIRITUAL FRONT-Longplayers ist noch nicht ganz verdaut. „Difference“ greift die von letzteren angestrebte Atmosphäre wesentlich besser. Und dann das Bowie-Cover. „I´m deranged“ walzt sich in einer einnehmenden Down-Tempo-Version durch die Gehörgänge. Schrieb ich Cover? Eher eine gelungene Neuinterpretation, die sich nahtlos in die leider auf nur fünf Tracks begrenzte Sound-Frischkur einfügt. Schön, dass jemand diesen Neofolk-Schnarchnasen mal zeigt, dass es auch anders geht.
(APL)
Format: 10" |
