Das Dresdener Klang-Performance-Künstler-Kollektiv SARDH ist schon seit Ende der 80er in wechselnden Besetzungen aktiv und hat sich in den letzten Jahren vor allem bei der regelmäßigen Ausrichtung des Morphonic Lab-Festival in der sächsischen Fürstenstadt im „Großen Garten“ verdient gemacht. Die meisten ihrer Tonträger verlegen SARDH von Anbeginn selbst über ihren eigenen Verlag Mysyc, denn eine temporäre Vertriebs-Kollaboration mit dem Membrum Debile Propaganda-Label war leider nicht sehr fruchtbar. Das aktuelle Album „Bruth“ erblickt deshalb wieder im Eigenverlag das Licht der Welt und dabei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Im per Hand-Siebdruck gestalteten Fold Out-Cover mit zwei Beiblättern + gefütterte Inner-Sleeves (allgemein leider kein Standard) und hochwertig gepressten schwarzen Doppel-Vinyl überzeugt „Bruth“ schon einmal qualitativ, aber kann das darauf enthaltene Tongut da ebenfalls mithalten? Und was soll ich sagen: Es kann und auch darüber hinaus. Die insgesamt 9 Tracks auf „Bruth“ sind nahezu identisch mit dem Material ihres erfolgreichen Auftritts beim WGT 2010 und stellen in ihrem Abwechslungsreichtum alle Facetten von SARDH vor bzw. gleichzeitig die bisherige Essenz des Projektes dar. Das auf den beiden Platten enthaltene Klangspektrum ist allerdings schwer zu beschreiben und navigiert in einer großen Grauzone bestehend aus Ritual Noise, Fieldrecordings, Dark Ambient, Industrial, Cut Up’s, Doom Metal und Dub. Diese wilde Klang-Gewitter-Mischung erscheint auf dem Papier allerdings eher abschreckend und wenig einladend, aber allen Zweiflern und Zögerern sei gesagt, das „Bruth“ die bisher eingängiste Veröffentlichung von SARDH darstellt. Insbesondere der kräftige männliche Gesang dient hier als verbindendes Glied und lässt zumindest mich in seiner brachialen Intensität in die Richtung Osteuropa denken. Wer hier jedoch unbedingt hinkender Vergleiche bedarf, dem sei versichert, das SARDH wie eine interessante und gelungene Mischung aus den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN, TEST DEPT., LAIBACH, GODFLESH und YOUNG GODS klingen. Natürlich bedarf es zur vollständigen Erschließung des Ganzen so einige Hördurchläufe und die großzügige Unterteilung des Albums auf vier LP-Seiten kommt dem langsamen Herantasten an den Kern sehr entgegen. Für mich persönlich war und ist „Bruth“ eine intensive Erfahrung, ähnlich einem überwältigenden wie Ehrfurcht einflößenden großen dunklen Wandbild der Apokalypse! Das Album ist limitiert auf 300 Stück und direkt über die Homepage des Projektes für 25 Euro zu beziehen, die für das großartige Gesamtpaket mehr als gerechtfertigte sind. (Marco Fiebag)
Format: 2LP |
Stichworte: |