JANOSCH MOLDAU – Interview

Dark Waviger Synthie Pop a la FELIX MARC, DE/VISION, EDGE OF DAWN und MIRRORS, ENDANGER, DISTAIN oder TORUL ist wieder stark angesagt und. Wer auf diese elektronischen Sounds und Klänge steht, kommt deshalb an JANOSCH MOLDAU – einem Vollblutmusiker aus UIm – nicht mehr vorbei. JANOSCH begann 2004 erstmals Musik und Texte zu schreiben und aufzunehmen, seine ersten Referenzen als Sound-Designer hat er sich in Tonstudios überall in Europa erarbeitet. Das Debütalbum kam dann 2005 auf dem Label JANOSCH MOLDAU RECORDS heraus! Nun ist sein neustes Werk mit Namen „Lovestar“ erschienen und der Name ist Programm, hier wird das Thema Liebe in all seinen Facetten elektronisch dargeboten. Das sollte für uns Grund genug sein, dem JANOSCH einmal auf den… musikalischen… Zahn zu fühlen, here we go:

? Hi Janosch, ich kenne, höre und schätze deine musikalischen Electroclash-Klänge schon länger, aber bitte verrate mir zuerst, was es mit deinem Namen auf sich hat. Ist das ein Künstlername oder dein “wahres Ich“?

Du meinst wohl den Namen in meinem Ausweis und nicht die Rubrik „Künstlername“… Ja da steht JANOSCH MOLDAU. In meiner Familie habe ich nämlich Verwandtschaft bis ans Schwarze Meer in Georgien und in Samsun. Mein Großvater lebte dort unter den Pontiern. Ich denke nicht, dass ich für meine Musik einen speziellen Projekt oder Bandnamen benötige. Es ist alles doch sehr persönlich. Ich fühle mich als Mensch auch oft hin und her gerissen zwischen Orient und Okzident. Somit kannst du dir wohl jetzt auch meine eher sakral orthodoxen Gesangeinlagen erklären.

? Wie verlief dein Start in die Musikszene, welche Motive haben zur  Gründung deines gelungenen Projektes geführt?

Ich habe mich viele Jahre mit allen möglichen Dingen durchgeschlagen, alles nur um der Musik generell nahe zu sein: als Tontechniker, Sound-Designer, Dozent etc. Für mich war es im Jahr 2005 dann einfach soweit endlich die Songs, die ich längst für mich selbst geschrieben hatte, unter meinem eigenen Namen als Solo-Musiker zu veröffentlichen. Die wohl wichtigste musikalische und folgenschwerste Entscheidung in meinem Leben.

? Ich habe mir mal deine Videos angeschaut und denke es ist dir wichtig, dieses  Medium zur Promotion miteinzusetzen. Teilweise taucht da immer – dieser Fiat 500 auf. Ist das einer deiner Car-Favorits?

Ja das ist schon richtig. Der alte Fiat 500 ist einfach Kult. Ich habe selbst aus absoluter Überzeugung keinen Führerschein, beschäftige mich aber mit Kultautos; daher fahre ich auch gerne bei meinem Manager im Jaguar mal eine Runde mit. Selbstverständlich lediglich als Beifahrer. Ich selbst möchte immer mondän genug leben und benötige daher einfach keinen Führerschein. Für mich kommt ein Leben in irgendeinem Kuhdorf ohne Schnellzuganbindung einfach nicht in Frage.

? In dem Video zu „Lovestar“ deiner Single, lässt du dich in einem Bad hin und her treiben, versinkst und tauchst wieder auf, wie erging es dir an dem Drehtag und wo war das?

Um genau zu sein, versucht mein Manager (Hendrik Schindler) in diesem Video immer wieder zu ertrinken. Ich finde er macht das sehr gut….Wir dachten einfach, dass es auf Dauer nervt, immer den Musiker im Musikvideo selbst in Aktion sehen zu müssen. Musiker sind doch sowieso eine arme Gattung was das äußere Erscheinungsbild anbelangt. Ich war es auch leid, da dann mit einem Umhänge-Keyboard oder Mikrofon herumzuposen. Ich fand es schon furchtbar genug bei „Second Best“ mit meiner Gitarre vor dem Fiat die Akkorde des Songs zu greifen. Das ist doch peinlich, wenn man im Video noch zeigen muss, dass man auch live spielen kann, dafür spielt man ja Live-Shows oder?

? Wie stehen bei dir Texte und Musik zueinander, wie z.B. auf dem neuen Album „Lovestar“ – das zudem ohne Gitarren auskommt?

Viele Songs auf „Lovestar“ haben die ursprünglichen Gitarren-Spuren noch integriert, allerdings eher unkonventionell. Für mich war es bei „Lovestar“ zum Ende hin sehr wichtig einen komplett außerirdischen und schwebenden Zustand zu erreichen und somit war es eine logische Konsequenz die Gitarren diesmal ins Nirvana zu schicken. Musik und Texte gehen bei mir immer Hand in Hand. Es ist eine Art Trance-Zustand. Zuerst kommen die Akkorde und je länger ich immer dieselben Akkorde spiele, desto mehr Songtexte entstehen unterbewusst. Ich denke nicht, dass ich ein Poet oder ein smarter interdisziplinärer Musiker bin. Das interessiert mich nicht im Geringsten. Es geht mir lediglich um ein monotones Ritual, bei dessen extremer Ausübung Glückshormone freigesetzt werden. Eine eher religiös folkloristische Reinwaschung.

? Die künstlerische Gestaltung der CDs, übernimmst du das selber und woher kommen Deinen musikalischen Einflüssen und Inspirationen?

Ich mache fast alles selbst, da ich somit immer direkten Einfluss habe und alles bis in kleinste Detail kontrollieren kann. Allerdings muss man dazu sagen, dass sehr viele Menschen im Hintergrund an sehr vielen Dingen gleichzeitig arbeiten, damit bei mir alles reibungslos funktionieren kann.

? Nun habe ich hier einen Flyer liegen mit der interessanten Kopfzeile – JANOSCH MOLDAU Fashion – Melancholic Wear – willst du noch der K. LAGERFELD, W. JOOP oder HARALD GLÖCKLER der Musikszene werden, wie kam die Idee und was hältst du z. B. von den Modecracks?

Ja, von nun an werde ich mich auch um meine eigenen Kollektionen kümmern. Diese Idee habe ich auch schon länger mit mir herumgetragen. Wenn du auf einem Konzert von mir gewesen bist, wirst du sicherlich gesehen haben, dass für mich das Gesamtbild wichtig ist. Ich finde nicht, dass viele Musiker diese Dinge wirklich ausreizen. Musik und Mode gehören für mich aber zusammen. Es sind meiner Meinung nach beides sehr plakative und emotionale Ausdrucksformen. Ich liebe so etwas. Ich war es schon immer leid ein langes Buch Seite für Seite durchzulesen, um irgendeine Botschaft zu entdecken oder etwas für mich selbst da herauszufiltern. Ich liebe eben direkte und kurze Ausdrucksformen, in der Mode ist das eine Saison mit einer Show auf dem Catwalk, in der Musik eben ein Album und eine Tour. Ach ja, wenn es nach mir geht, bevorzuge ich natürlich KARL LAGERFELD.

? Da du aus Ulm kommst, stellt sich natürlich die Frage, ob du in naher Zukunft deutschsprachige Tracks veröffentlichen wirst?

Ich denke nicht. Ulm ist zwar ziemlich zentral gelegen, aber Ulm ist nicht der Nabel Deutschlands und meine Texte haben keinerlei deutsche Tugenden aufzuweisen.

? Hast du schon Nebenprojekte, die im Zusammenhang erwähnenswert wären?

Wie eingangs erwähnt, ich möchte keine Nebenprojekte und ich mache daher auch keine Remixes. Sicher gibt es Ausnahmen, wie beispielsweise die Gitarren-Aufnahme für DE/VISION in diesem Jahr, aber diese Dinge ergeben sich dann einfach so. Ich kümmere mich nicht wirklich um so etwas.

? Wenn du einen Coversong für einen Tributesampler erstellen könntest, welche Titel und Bands wären hierbei für dich ein Thema?

Gerne z.B.  BLACK “Wonderful Life”, EDWYN COLLINS “The Campaign For Real Rock”. Aber mal ehrlich, das möchte ich hoffentlich lieber nicht tun. Ich finde es sehr schwierig zu covern.

? Siehst du dich irgendeiner Musik-Szene zugehörig oder woher kommen deine Fans?

Darüber mache ich mir selbst nicht so viele Gedanken. Ich sehe mich generell als Indie-Pop-Musiker, oder auch einfach als Pop-Musiker, wenn du es so willst. Vielleicht male ich ein wenig mehr mit Schwarz in meinen Songs als andere, das mag sein, aber auch darüber mache ich mir nicht wirklich große Gedanken.

? Wie ist deine Meinung zu – Alternativer Musik bei Radioeinsätzen – was im deutschen Formatradio so gut wie überhaupt nicht stattfindet, wie könnte man das ändern?

Ich denke es gibt für alternative Musik eine Menge guter Plattformen. Am deutschen Formatradio etwas zu ändern, ist wohl fast aussichtslos. Man muss aber auch daran denken, dass die schwäbische Hausfrau oder auch der Hausmann neuerdings(!), nur so ordentlich putzen und gleichzeitig tanzen können. Man sollte niemandem den Spaß verderben. Als „Alternative“- oder „Indie“-Musiker muss man eben damit rechnen, nicht überall gleich mit offenen Armen empfangen zu werden.

? Was ist mit der CD-Piraterie? Ist es für dich in Ordnung oder bist du dagegen? Und wie stehst du zu der These, dass es für  Randgruppen ein Multiplikator sein könnte, um  deren unbekanntere Sounds überhaupt erst bekannt zu machen? Was dürfte in heutigen Zeiten eine CD Neuerscheinung noch kosten?

Eine CD sollte mindestens so viel kosten wie ein Buch mit stabilem Umschlag. Warum sollten Roman-Autoren in der Gesellschaft über Musikern angesiedelt werden? Dass die Menschen keine CDs mehr kaufen, kann man natürlich nicht mehr rückgängig machen. Es ist eben wie es ist. Allerdings habe ich für mich selbst definiert was ein Fan ist. Ein Fan ist jemand der meine Musik gekauft hat, egal ob auf CD oder als Download oder eben ein Ticket für eine Show. Ist das nicht der Fall, handelt es sich schlicht und einfach nicht um einen Fan, auch wenn dieser Mensch das behaupten würde. Somit lügt man sich selbst als Musiker auch nichts in die Tasche was echte Fanzahlen angeht. Viele Leute reden einfach nur oder wollen einfach mit dabei sein, tun aber nichts aktiv für einen Musiker! Was die Piratenpartei so fordert, ist ja bereits alles vorhanden, von Flatrates und Musikdownloads ohne Abspielbeschränkungen etc. Sehr lustig ist auch dieses Interview in dem erklärt wird, dass die Menschen ja doch so gerne für Musik bezahlen würden, aber einfach nicht wissen wie das geht; großes Kino finde ich! Ich sage dazu lediglich, ich brauche keine Piratenpartei, um meinen Fans zu erklären wo man den “BUY-Schalter“ im Internet drückt, wobei in Deutschland ist das jetzt ja sogar ein verbindliches Einkaufen geworden, da steht jetzt ja verbindlich bestellen. Das ist lächerlich und interessiert doch niemanden in England oder Amerika.

? Bist du gerne „on stage“, also ein Befürworter von Liveauftritten und wo trittst du am liebsten auf – sicher hast du durch deine bisherigen Gigs mit MESH, DE/VISION, P. PITCHFORK und N. Ebb einen guten Kontakt zu Szenebands?

Liveauftritte sind sicher kein entspannter Spaziergang. Ich spiele aber sehr gerne Shows. Ich habe immer mal wieder Kontakt zu den Bands, mit denen ich gespielt habe, manchmal auch nur zum bandnahen Umfeld. Viele Bands sind aber sicher froh, dass sie mich wieder loshaben…(haha)

? Was sind deine “All Time Heros“ in den heimatlichen Plattenregalen, was war die erste und letzte Scheibe, die du dir besorgt hast und bist du ebenfalls ein Cinema- Freak, welche Trailer begeistern dich hier?

Der Trailer zu „Motel“ ist grandios (etwas älter schon). Der Film ist unglaublich und schrecklich schön. Die letzte Platte die ich mir gekauft habe, ist ein aktuelleres Album von COLIN VEARNCOMBE gewesen.

? Was möchtest du mit deinem Projekt noch verwirklichen und erreichen, hast du noch „famous last words“ an die Leser des Black Online Magazins?

Mit meiner eigenen Musik möchte ich so lange es geht Platten veröffentlichen und hoffentlich weiterhin viele Shows spielen. Allerdings sehe ich jedes Album immer irgendwie auch als ein Ende an. Es ist nie selbstverständlich, dass es einfach weitergeht mit der Musik. Wie gesagt, ich möchte mit der Musik generell keine Tugenden wie deutsche Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit abliefern. Ich bin ein Zigeuner und ich schaue halt mal was so geht…Wenn ich aber mit eine Sache anfange, an die ich glaube, arbeite ich dann auch Tag und Nacht sehr hart und zuverlässig. Das ist doch ein tolles „famous last words“- Statement, oder?

(S.Ericksen)

 

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