Seit Mitte der 80er Jahre ist nun schon das französische Kollektiv VON MAGNET aktiv und hält ab dem alleinig ihre eigenen geschaffene Genre-Nische namens Electro Flamenco fest in der Hand. Ihr Schaffen geht dabei weit über die eigentliche Musik heraus und so zählen Kunstperformances, Tanz und Theater neben den zahlreichen Tonträgern zu dem Hauptaugenmerk der Gruppe. Auf ihrem inzwischen 10. Album (je nach Zählweise), welches wie auch schon der Vorgänger „Ni predateur ni proie“ in Zusammenarbeit mit Ant-Zen erscheint, kreieren sie wieder eine äußerst dichte wie fiebrige Mischung aus den verschiedensten Genre-Versatzstücke von Industrial, Electro, Ritual bis Welt-Musik. Ins Ohr sticht diesmal besonders der intensiv-theatralische Gesang des geschlechtlich gemischten Front-Duos aus Flore und Phil, welches hier auch durch Lisa May unterstützt wird, die mittels ihrer Zusammenarbeit mit dem flämischen Choreographen Jan Fabre bekannt geworden ist. Die stimmliche Palette reicht dabei von betörend über bedrohlich bis hysterisch exaltiert, was sicher nicht jedermann Sache ist bzw. sein wird und man sich darauf schon richtig einlassen muss. Musikalisch wurde das sonst so präsente spanische Flamenco-Stilmittel etwas zurückgenommen und dafür mehr orientalischen Einflüssen Raum gegeben, was mich von der Atmosphäre her an die letzten Arbeiten von TEST DEPT. erinnert. Ein Höhepunkt des Albums und gleichzeitig Anspieltipp ist die DAF-Cover-Version von „Als wär’s das letzte Mal“, welche die peitschende Hypnotik des Originals beibehält, aber hier in französisch und in dem schon oben erwähnten Gesangsstil von Flore Magnet dargeboten wird. Wer also die Herausforderung sucht und keine Genre-Grenzen scheut, dem sei das Album „Archipielagos“ ans Herz gelegt, denn wenn der sperrige Punkt erst einmal überschritten ist, machen VON MAGNET süchtig! (Marco Fiebag)
Format: CD |
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