Es ist schon ein Kreuz mit der Politcal Correctness! Da gibt es doch seit ein paar Jahren diese Combo CULT OF YOUTH aus Amerika, die ganz klar im Sound und Auftreten den alten DEATH IN JUNE huldigt, aber dummerweise über das Hipster-Label Sacred Bones (ZOLA JESUS) verlegt und in Deutschland inzwischen durch Cargo vertrieben wird. Da möchte man sich natürlich nicht so gern mit dem verruchten Namen DEATH IN JUNE beflecken und so beginnt ein Eiertanz der Verschleierung. Daher werden Vergleiche mit NEW MODEL ARMY, SAVAGE REPUBLIC oder THEATRE OF HATE bemüht, nur eben etwas martialischer. Das Presseinfo geht sogar so weit, NOVY SVET und Miles Davis in Feld zu führen – geht’s noch?! Dabei sprechen die Musik aus hart angeschlagener Akustik-Gitarre, Post Punk-Bass, militärischen Drums und geschriene Gesang eine ganz klare Sprache und sogar eine Trompete ist öfters zu hören – die DEATH IN JUNE-Album-Klassiker „The Guilty Have No Pride“ bis „Nada“ lassen grüßen! Oben drauf heißt der eigene Plattenladen von CULT OF YOUTH-Kopf Sean Ragon „Heaven Street“ und braucht es da bitte noch offensichtlicherer Parallelen? Auf jeden Fall ist das inzwischen dritte Album von CULT OF YOUTH (das zweite auf Sacred Bones Records und das Debüt wurde erst kürzlich vom sowjetischen Label Der Angriff auf CD wiederveröffentlicht) ein beschwingt-zorniges Neo Folk-Werk mit Post Punk- & DIY-Wurzeln geworden, welches gerade Fans der frühen DEATH IN JUNE und SOL INVICTUS begeistern dürfte. Zwar erreichen die insgesamt 10 Songs nie ganz die tonale Gefährlichkeit und Schärfe eines „We Drive East“ oder „She Said Destroy“, was aber am Ende vielleicht auch gar nicht mehr so zeitgemäß wäre. Mich lässt „Love Will Prevail“ jedenfalls angenehm an längst vergangene Zeiten denken, die Faust in der Tasche ballen und zumindest äußerlich mit dem Fuß wippen. Durch CULT OF YOUTH könnte endlich wieder so etwas wie Bewegung in dem völlig erstarrten Neo Folk-Genre aufkommen und eventuell dies sogar Szene übergreifend. Dem Label + Vertrieb sei zur Entspannung noch gesagt, dass auch eine Amanda Palmer von THE DRESDEN DOLLS DEATH IN JUNE-Fan ist und ihr Outing (damals im BLACK-Interview) ihrer Karriere bisher nicht geschadet hat. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
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