Northumbria haben für ihr Debüt eines der exklusivsten und teuersten Hallgeräte der Welt benutzt. Nun sind sie sicherlich nicht die ersten, die auf die Idee gekommen sind, ihre Musik statt im Studio live in einer Kirche einzuspielen; eine lange Reihe Bands vor ihnen hat diese Möglichkeit (so sie denn zur Verfügung stand) schon genutzt, um diesen speziellen, superräumlichen Sound zu erreichen. Im Fall des frei fließenden Noise-Ambients von Northumbria passt dieser Sound, im Gegensatz zu manch anderem Beispiel der Vergangenheit, aber natürlich auch ganz besonders perfekt.
Jim Field, Gitarre, und Dorian Williamson, Bass, arbeiten weitestgehend mit bassreichen Distortionschichten, die nicht nur die Grenzen zwischen den beiden Instrumenten verwischen, sondern es auch schwer machen zu glauben, das alles machten nur zwei Musiker ohne jeden Overdub. Neben diversen FX-Geräten wird wohl auch hier der Raum (-Klang) als Dritter im Bunde verantwortlich sein; hinsichtlich der die musikalischen Möglichkeiten nicht unerheblich mitbestimmenden Effekte werden die bekannten (und erwarteten) endlosen Delayketten benutzt, möglicherweise geschieht vieles jedoch außerdem über Amp-Feedback oder auch Hold-Pedale…
Unabhängig solcher Technik-Vermutungen, allein in der Musik, haben Northumbria ein gutes Gespür für den dynamischen Aufbau; eine fast essentielle Begabung, wenn Komposition, Aufführung und Aufnahme zu einem einzigen Prozess verdichtet werden, der nachfolgende Eingriffsmöglichkeiten (oder auch nur Fehlerkorrekturen) nur noch sehr rudimentär ermöglicht. Eine Art Metadynamik sorgt zudem dafür, dass die Veröffentlichung gegen Ende immer ruhiger wird. Was in vielen Fällen zur Zerfaserung führt, als Schwäche ausgelegt wird, passt hier, mit den fließenden musikalischen Räumen, durchaus sehr gut. Zumal Northumbria (im Gegensatz zu anderen mit ähnlichem Konzept) nicht vordergründig allein auf Härte, Distortion und Dunkelheit setzen, sondern neben der bereits benannten Dynamik auch auf harmonische Verschiebungen und Melodien bauen (wenn diese auch nicht immer als solche präsent werden; der Kern jedes Stücks auf “Northumbria“ hat etwas zutiefst melodisches…). Am prägensten in den beiden Abschlussstücken “Threnody“ und “Windhorse“ mit den fast streicherartig wirkenden Passagen als harmonisch-dunklen Abschluss einer Veröffentlichung, deren Starter “Black Sea Of Trees“ wie eine brutale Brandung über die Hörer herfällt…
Die Verpackung dieser CDR wertet das Ganze noch weiter auf; der bedruckte Umschlag, Fotobeilagen, Prints – der derzeitige Verpackungsstil von TQA Records setzt seine ganz eigenen Standards. Und jetzt noch bitte die Vinylversion. Dann wäre perfekt noch perfekter.
(N)
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