Ostfriesland kennt man in der Regel vor allem über Otto, KallDall, das eher zweifelhafte Vergnügen eines kühlen Jevers oder die glücklicherweise aus der Mode gekommenen Ostfriesenwitze. Dass die beschauliche Friesenmetropole Leer (Heimat meines geliebten Bünting-Tees) auch für untergründigere Parzellen der Bonner und dann auch Berliner Republik von Interesse sein kann, mag man glauben. 1986 wurden hier NOSTALGIE ETERNELLE gegründet und drangen in die Tiefen des deutschen Elektronik-Undergrounds vor, geprägt von DER PLAN, PYROLATOR, DIE HORNISSEN und anderen Spezialisten. 1990 wurden NOSTALGIE ETERNELLE dann aufgelöst. Stefan Heinze und Dieter Mauson widmeten sich daraufhin Solo-Projekten. 2011 fand man wieder zusammen und legt nun mit „Sans Fin“ ein neues Album vor. Stilecht auf Vinyl beim Hamburger Label „Hafenschlammrekords“ – nicht zu verwechseln mit den Hafenklang Tonstudios, in denen u.a. die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN oder ABWÄRTS aufgenommen haben. Aber wie klingt das ganze Unterfangen nun? Die insgesamt 13 Tracks bewegen sich irgendwo zwischen klassischem Minimal Wave, wie man ihn von den oben genannten Projekten, aber auch jüngeren Vertretern wie z.B. WERMUT oder MARTIAL CANTEREL kennt und Jazz. Allerdings überwiegt ersteres Element deutlich. Der Lo-Fi Charme lässt das NOSTALGIE im Namen fast schon programmatisch klingen. Positiv könnte man sagen: Andersweltlich wie frühe NOVEMBER NÖVELET, aber auch sehnsüchtig. Klangliche Zukunftsentwürfe des Damals, nicht eingelöst im Jetzt – Alternativen. „Ewige Sehnsucht“ eben. Negativ könnte man aber auch sagen: Gestrig und angestaubt, im Vergleich zu vielen Retro-Künstlern der letzten Jahre abgehängt. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ein schönes Album ist „Sans Fin“ allemal und jedem Minimal-Wave-Fan absolut zu empfehlen.
(AnP)
Format: LP |
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