POLARLICHT 4.1 Interview

… oder ein neues Licht am Electronica-Himmel

Ich hatte schon seit dem Debüt von POLARLICHT 4.1 ein Interview mit Ronny Jaschinski geplant, aber irgendwie ist dieses Vorhaben immer wieder in Vergessenheit geraten. Anlässlich seines dritten Albums “Famos”, welches jetzt via Funkwelten erschienen ist, wurde es nun endlich realisiert. Auf dieser neuen Veröffentlichung rückt POLARLICHT 4.1 etwas von seiner Rhythm Industrial-Vergangenheit ab und wendet sich sehr abwechslungsreich in die Electronica-Richtung. Leider fand das Interview sehr kurzfristig und unter eingeschränkten Kommunikationsmitteln statt, weshalb es etwas kürzer als geplant ausgefallen ist.


? Dein Projektname enthält wie so bei vielen Bandnamen aus dem elektronischen Bereich einen Zahlencode – was hat es mit diesem auf sich und aus welcher Überlegung heraus entstand überhaupt der Name?

Der Name entstand mehr oder weniger durch Zufall. Ein Polarlicht-Poster in meiner Wohnung brachte mich damals auf den Namen. Die 4 ist meine Glückszahl und die 1 steht für das erste Projekt.

? Wie findest Du eigentlich die zurzeit äußerst erfolgreiche Dresdener Band POLARKREIS 18?

Ich kenne bisher leider nur ihren einen Hit aus dem Radio. Den Song finde ich

sehr geil… ;-)

? Dein Debüt-Album hatte damals für einen Newcomer schon einen sehr ausgereiften Sound – wie kam es dazu?

Keine Ahnung. Ich habe ja alles selber produziert und das komplett ohne PC. Der ausgereifte Sound entstand dann vielleicht beim Mastern im Tonstudio…?

? Gab es für Dich musikalische Vorbilder bzw. Einflüsse, welche auf den Sound von POLARLICHT 4.1 gewirkt haben und haben sich diese in der Zwischenzeit eventuell verändert?

Meine musikalischen Einflüsse wie auch meine Platten sind sehr vielfältig und verschieden. Anfangs waren meine Helden SONAR, AH CAMA-SOTZ und diverse Krachmacher. Heute mag ich Sachen wie SCHILLER und ruhigere Electronica.

? Deine ersten zwei CDs erschienen auf Deinem eigenen Label Zone 30, wobei Du schon von Anfang an durch Black Rain unterstützt wurdest. Das aktuelle Album “Famos” wird nun via FunkWelten veröffentlicht – wie kam es zu dieser Entwicklung und bist Du froh bzw. zufrieden über diese Zusammenarbeit?

FunkWelten gehört schon seit geraumer Zeit zu meinen absoluten Lieblingslabels. Mein Sound hat sich sicherlich auch durch diesen Einfluss mehr in Richtung Electronica entwickelt. Ich wollte mich zudem aus Zeitmangel diesmal nicht um die Herstellung und Vermarktung des Albums kümmern. Da habe ich einfach mal mein Master an den Labelchef geschickt und gewartet, was er sagt. Es hat ihm offensichtlich gefallen und somit war die Zusammenarbeit besiegelt.

? Sehr auffällig auf “Famos” sind die atmosphärischen Sprachsamples”, die alle aus ein und dem selben Film zu stammen scheinen – welcher Film ist das und welche Bedeutung hat dieser für Dich?

Der Film lautet “Mein Leben ohne mich” und hat sehr gut auf meine damalige Gefühlslage gepasst. Es ist ein sehr ernster Film, den ein jeder mal gesehen haben sollte. Er gehört zu meinen absoluten Lieblingsfilmen und hat mir damals durch eine sehr schwere Zeit geholfen.

? Im Gegensatz zu den noch mehr vom Rhythm Industrial geprägten Vorgängern ist der Sound von “Famos” jetzt wesentlich breitgefächerter und reicht vom IDM über Break Core bis hin zum Ambient – war diese Entwicklung so beabsichtigt?

Das hat sich im Laufe des Produktionsprozesses einfach so ergeben und war weniger Absicht und auch ziemlich ungeplant. Meine musikalischen Einflüsse haben sich wieder mal etwas gewandelt und das hört man dem Album auch an. Ich wollte zudem wieder etwas Neues machen. Wer weiß, wie einmal in ein paar Jahren das nächste Album klingen wird…

? Das Album enthält am Ende einen Remix von XABEC – warum gerade jener und nicht einer von den “üblichen Verdächtigen”, wenn Du weißt, was ich meine?

Ich kenne den Manuel von XABEC schon etwas länger. Wir respektieren und schätzen uns gegenseitig. Ich mag seine Musik wirklich sehr und bat ihn einfach, einen Remix für mich anzufertigen, was er dann auch prompt tat. Das Ergebnis hat mich überrascht und überzeugt.

? Wenn ich mich recht entsinne, warst Du auch als DJ und Veranstalter aktiv – wie beurteilst Du denn die aktuelle Club-Szene zwischen Electro und Gothic?

Die aktuelle Club-Szene erscheint mir etwas langweilig. Es wird doch fast nur noch Mainstream-Publikum bedient, was ich irgendwie schade finde. Darunter leiden die Qualität und auch (zumindest in meiner Region) die Besucherzahlen. Zudem sitzt das Geld bei den Leuten nicht mehr so locker, was die ganze Sache nicht gerade einfacher macht.

? Wie sind Deine weiteren Pläne mit POLARLICHT 4.1?

Eine Pause machen und sehen wie das Album so ankommt. Indes ein paar Konzerte spielen und irgendwann mit der Arbeit an einem neuen Album beginnen.

? Zum Schluß wie immer die Frage nach Deinen aktuellen musikalischen Favoriten und eventuell zu Deiner All-Time-Top 5?

Meine aktuellen musikalischen Helden sind SCHILLER, Peter Heppner und KIRLIAN CAMERA. Top 5: WOLFSHEIM “Dreaming Apes”, PROJECT PITCHFORK “IO”, SCHILLER “Tag und Nacht”, KIRLIAN CAMERA “Invisible Front” und FRONT 242 “Re:boot 98”.

? Ich danke Ronny Jaschinski für dieses schnelle Interview und wünsche für die Zukunft alles Gute. Des weiteren geht Dank an Black Rain für ihre Unterstützung.

– M.Fiebag –

Diskografie

2003 – “Industrielle Hypnose” (CD) – Zone 30 Records

2006 – “Drittklangträger/Metronom” (2CD) – Zone 30 Records

2008 – “Famos” (CD) – FunkWelten

Vertrieb: Black Rain
Mailorder: Going Underground
 

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