KONSTRUKTIVIST – A Dissembly (CD)

Schon von Anbeginn ihrer Karriere schrammt das britische Industrial-Projekt KONSTRUKTIVIST immer knapp am Legendenstatus vorbei und das wird sich in Zukunft leider wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern, obwohl das österreichische Klanggalerie-Label seit Jahren eine vorbildliche Wiederaufarbeitung der Diskografie von KONSTRUKTIVIST betreibt. Vielleicht liegt es daran, dass KONSTRUKTIVIST nie mit der im Industrial-Genre (damals wie heute) üblichen Schock-Taktik agiert haben und höchstens durch die verschiedenen Schreibweise ihres Namens für Verwirrung sorgten. Selbst der Sound ist im Gegensatz zu WHITEHOUSE oder THROBBING GRISTLE eher harmlos, denn das Projekt hat nämlich seine Wurzeln im sogenannten Kraut-Rock und KONSTRUKTIVIST-Kopf Glenn Wallis alias NKVD kam ja seiner Zeit von der Band HEUTE, welche massiv von der deutschen „Roboter essen kein Sauerkraut“-Musik beeinflusst war. Dies hört man dem Debüt-Album „A Dissembly“ von KONSTRUKTIVIST noch sehr gut an, das 1983 auf Flowmotion (u.a. UV POP „No Songs Tomorrow“) erschienen ist und dem nur wenige Monate später schon das zweite Werk „Psycho Genetika“ auf dem kanadischen Third Mind-Label folgte. Klanggalerie macht jetzt, wenn man mal von einer ganz kleinen CD-R-Auflage im Jahre 1997 absieht, „A Dissembly“ in einer Auflage von 300 Stück erstmals auf CD verfügbar. Das Material wurde dafür neu gemastert und um drei Bonus-Tracks ergänzt, die sich sehr gut am Ende der CD an den Fluss des Albums anfügen. Gerade dieser einlullende Fluss aus schlierenden Tape-Loops, schlingernden Rhythmen und leiernden bzw. orientalischen Melodie-Bögen erinnert an CAN, NEU! oder sogar TANGERINE DREAM und wird hier sozusagen britisch infiltriert wie industrialisiert. Das Album wirkt so eher erst nach mehrmaligen Hören und vor allem im Unterbewusstsein nach, wobei der markante Gesang von Glenn Wallis hier noch nicht zum tragen kommt und ja erst bei späteren Veröffentlichungen zum Markenzeichen von KONSTRUKTIVIST wurde. Für mich stellt „A Dissembly“ einen zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Klassiker der Industrial-Ära dar, den es lohnt, an Hand dieser Neuauflage wieder zu entdecken. Als nächstes steht bei Klanggalerie übrigens die Wiederveröffentlichung der Flowmotion-Tapes von KONSTRUKTIVIST auf einer Doppel-CD-R an, welche auch rares Material von HEUTE und VAGINA DENTATA ORGAN enthalten wird. Auszüge davon wurden ja schon vor einigen Jahren bei Vinyl On Demand auf der Doppel-LP „The Flowmotion Years“ veröffentlicht und die Variante auf Klanggalerie soll jetzt aber den kompletten Überblick bieten. (Marco Fiebag)

Format: CD
Vertrieb: Klanggalerie
Mailorder: Going Underground
 

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