The Nest wird gebaut von Mitgliedern von Bohren & Der Club Of Gore, Tannhäuser Sterben & das Tod und Desmond Denker; vor allem erstere haben ihre Wegmarken inzwischen fest eingeschlagen und sind zum Synonym ihres eigenen Genre geworden. Was hier auf „Music For Drivers“ geschieht, hat mit Bohren & Der Club Of Gore aber rein gar nichts zu tun und auch der Titel schickt die Erwartungshaltung auf ganz falsche Fährten: fragmentiertes Spiel, skelettierte Strukturen, die oft mehr Stille enthalten als Töne, Fieldrecordings und dazwischen, wie Ausschnitte aus Stücken, die beim Sendersuchlauf im Radio kurz einblenden (nur um sofort wieder zurückgelassen zu werden), Saxophon Einsprengsel, die an irgendetwas Bekanntes zu erinnern scheinen. Immer wieder durchbrochen und ergänzt von Geräuschfetzen, die statisches Rauschen vermuten lassen. „Music For Drivers“ collagiert diese Fragmente zu einer Art musikalischen Erzählung, die von den Hörern das eindeutige Bekenntnis zum Zuhören fordert. Hier wird nichts „geschenkt“, weich gezeichnet in Richtung Ohrensofa. Genau so wenig aber auch der Noiseteufel bemüht. „Music For Drivers“ geschieht mit Bedacht, fast feinfühlig, bleibt dabei aber immer widerborstig; in einer Art fast autistisch im Sinne von: Struktur- und Dynamikverlauf kennen in erster Linie die Verfasser, den Hörern gebührt die Entschlüsselung. Definitiv eine der experimentellsten Denovali-Veröffentlichungen so far, wenn nicht sogar die experimentellste. Und dabei, über die ganze Länge fast intim wirkend, im kleinen Raum aufgenommen, fernab allen Bombasts. Dies gilt auch für die wenigen Stellen, an denen The Nest durch Verdichtung und Lautstärke besondere Höhepunkte markieren. Übrigens: Rhythmus passiert (extrem abstrahiert) nur ganz am Ende. Mit unterirdischem Pulsen in Verbindung mit der Stimmperformance an dieser Stelle (definitiv kein Gesang). So etwas wie der Extrahöhepunkt zum Abschluss. Hyperexperimentell, wirklich nicht einfach, aber sehr spannend.
(N)
Format: CD/2LP |
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