In seiner über weite Strecken gelungenen Sci-Fi-Komödie IRON SKY mischt der finnische Regisseur Timo Vuorensola allseits bekannte Bestandteile verschiedenster Naziverschwörungstheorien zu einer bösen Parodie in bester Naziploitation-Manier. Kaum eines der gängigen Klischees über Deutsche im Allgemeinen und Nazis im Besonderen wird dabei nicht ausgeschlachtet. Der Soundtrack zu diesem überwiegend mittels Crowdfunding finanzierten Spektakels stammt von LAIBACH, was insofern eine gelungene Pointe darstellt, als die slowenische Kultband in der Vergangenheit wegen ihrer Nutzung faschistischer Ästhetik und Symbole immer wieder als vermeintlich rechtsradikal diffamiert wurde, nun aber die Gelegenheit hat, hemmungslos im Nazi-Trash zu wühlen und sich dabei offenkundig prächtig amüsiert.
In dem fast achtzigminütigem Score mischen LAIBACH von martialischer Powerelektronik über Techno bis hin zu Hip Hop und neoklassischen Elementen so ziemlich alle Musikstile, derer sie sich im Verlauf ihrer Karriere bedient haben. Angereichert wird das Ganze mit Swingversatzstücken, Louge Jazz und opulenten Choreinlagen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei in Erzeugung einer teutonischen Atmosphäre, die das Musikerkollektiv vor allen durch die hemmungslose Nutzung von Wagner-Zitaten hervorruft. Die Instrumentalpassagen sind außerdem oft unterlegt mit Originaldialogen aus IRON SKY, und wer mag, kann dies als eine Parodie auf die zeitweise inflationäre Nutzung von Nazi-Samples und NS-Symbolen in Neofolk, Military Pop und Post-Industrial deuten.
Höhepunkt des Albums sind aber die sicher die vier Gesangsstücke. Der Auftaktsong B-Maschine ist eine klassische LAIBACH-Hymne, die an gute alte Opus Dei-Zeiten erinnert und zum Mitsingen animiert. In Take me to Heaven treffen die POINTER SISTERS auf die Zither von Harry Lime. Kameraden, wir kehren heim ist eine Bearbeitung des Soldatenlieds Lieb Vaterland, magst ruhig sein und beweist, dass LAIBACH und der Montanara-Chor zu mindestens zeitweilig eine harmonische Ehe eingehen können. Under the Iron Sky schließlich kommt ganz im Gewand eines typischen James-Bond-Songs daher, inklusive der dazugehörigen Ohrwurmqualitäten.
Kurzum: unter Nutzung ihrer erprobten ästhetischen Strategien ist LAIBACH ein fulminanter Soundtrack gelungen, der durchaus für sich stehen kann, aber erst im Kontext des Films seine volle Wucht entfaltet.
(M. Boss)
Format: CD |