Die ersten 5 Alben von NICK CAVE & THE BAD SEEDS waren neben JOY DIVISION und BAUHAUS die Schallplatten, für die ich nach dem Mauerfall mein „Begrüßungs“-Westgeld ausgegeben hatte und was ich bis heute auch noch nicht bereut habe. Das 6. Album „The Good Son“ habe ich dann ja sozusagen richtig in Echtzeit erlebt und gerade jenes war ein Bruch mit dem bisherigen Düstermann-Image, wie der Beginn des Erfolges von Nick Cave. Spätestens nach den „Murder Ballads“ war dieser dann auch finanziell messbar, aber da hatte ich mich schon längst von ihm abgewandt. Im Jahre 2000 war ich anlässlich eines Konzertes in Berlin noch einmal kurz der Magie des Meisters erlegen, was sich im Nachhinein als das letzte Konzert mit Blixa Bargeld an der Gitarre herausstellen sollte. Danach driftete Nick Cave noch weiter ins schwülstig-pastorale ab, bis sich sogar der alte Band-Motor Mick Harvey ausklinkte. Da verursachte das „Schweine“-Rock-Nebenprojekt GRINDERMAN von Nick Cave bei mir nur noch Schulterzucken, auch wenn man dort angeblich den Geist der verrückten BIRTHDAY PARTY wieder erwecken wollte. Scheinbar war das Projekt ein Erfolg, denn dem Debüt folgte ein weiteres Album, aus dem sage und schreibe ganze 5 Singles ausgekoppelt wurden. Diese erschienen alle in aufwendigen 12“-Vinyl-Format mit exklusiven Remixen und Versionen als B-Seiten. Jene wurden nun noch einmal zusammen auf einem Album compiliert und um zwei bisher unveröffentlichte Remixe ergänzt. Überraschend machen mir alle 12 Tracks so richtig Spaß, denn die verschiedenen Remixer haben fast alle die Original-Songs sich zu eigen gemacht und meist nur die Stimme von Nick Cave übernommen. Den Anfang macht dabei KING CRIMSON-, Brain Eno- und David Bowie-Gitarrist Robert Fripp, der mit seinen psychedelischen Solis die 70er Jahre auferstehen lässt, die im Anschluss von A PLACE TO BURY STRANGERS in bester THE JESUS & MARY CHAIN-Tradition wieder restlos weggefegt werden. Nick Zinner von den YEAH YEAH YEAHS bastelt aus dem „Bellringer Blues“ einen schrägen Folk-Gospel, die UNKLE-Hyper-Interpretation von „Worm Tamer“ mit rollenden Bass und den typischen Drums hätte auch problemlos auf deren letzten Alben sein können und der Joshua Homme von THE QUEEN OF THE STONE AGE reduziert das Original der „Mickey Bloody Mouse“ bis auf die Knochen. „When My Baby Comes“ wurde dagegen von CAT’S EYES zusammen mit Luke Tristram (THE NATIONAL) völlig umgekrempelt und zusätzlich neu eingesungen. Mit dem Ex-BAD SEEDS-Bassisten Barry Adamson wird die Stimmung dann plötzlich richtig positiv und religiös, was völlig im Gegensatz zu der „Evil“-Stimmung des Albums steht. Diesen gleichnamigen Song knöpfen sich danach SILVER ALERT und THE HORRORS-Sänger Matt Berninger vor und ihre Version schwankt ständig zwischen Dunkelheit und Sonnenschein – einfach großartig! Mit den SIXTOES wird es arabesk und man fühlt sich förmlich auf einen Basar versetzt, wo Nick Cave entspannt auf einem Diwan thront und Wasserpfeife raucht. Andrew Weatherall macht dafür „Heathen Child“ zu einem groovenden Dub im Stile seiner SABRES OF PARADISE und FACTORY FLOOR holen uns mit einer weiteren finsteren Version von „Evil“ wieder ins Hier und Jetzt zurück. Am Ende steht mit „First Evil“ die raue Demo-Version von GRINDERMAN und meine Erkenntnis, mich eventuell doch mal mit dem Ausgangs-Material zu beschäftigen. Dieses spannende wie nachhaltige Remix-Album erscheint neben der CD-Variante auch als Doppel-Vinyl im fetten Fold Out-Cover mit zusätzlich beigelegter CD, was jetzt eine gute Gelegenheit ist, die GRINDERMAN-Maxis in gebündelter Form nachzuholen. (Marco Fiebag)
Format: CD/2LP+CD |
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