Regiert das hier tatsächlich unter Postrock? Wenn, dann ist dieses Etikett nur eine der Facetten der The Samuel Jackson Five. Oder, meinetwegen, einer der Einflüsse. Oder sogar „nur“ der Grund, warum die Band zusammengekommen ist. Die Spielweise auf den Instrumenten und die Haltung setzen sie nämlich von 95% der Postrock-Kollegen ab. Dazu kommt eine Detailverliebtheit, die sich in Millionen und Abermillionen kleiner Ideen äußert. Die sich auf Nebenspuren verstecken und fast unhörbar den Hauptstrom unterstützen. Und: Melodien, die in diesem Zusammenhängen (heißt: überwiegend instrumentale Post-irgendwas-Rock-Musik) nicht oft zu hören sind.
Echter Wiedererkennungswert; auch im irgendwie trockenen Gitarrensound. Besonders Riffs und der Einsatz von brachialeren Momenten klingt dann im Vergleich zu anderen sehr eigen (z.B. in Track #3, „Electric Crayons“, der auch einer der ist, die, und das ist neu für The Samuel Jackson Five, mit Gesang aufwarten und fast „normale Rockmusik“ wären, wäre nicht der schon etwas spezielle, hohe Gesang und das Spezielle von weiter vorn … In den weiteren Stücken dann selbst der Einsatz von Handclaps (#4, „Radio Gargarin“), Ah-Chören (#5, „Race To The Self-Destruct Button“) und immer wieder glöckchenähnlichen Sounds irgendwo dazwischen (wie auf dem Intro der #1, „Never-Ending Now“, die mit ihrer rauen, scheppernden Glöckchenmelodie und dem speziellen, taktierten Rhythmus so richtig mit der Tür ins Haus fällt und in Sekunden offenbart, dass The Samuel Jackson Five nicht nur sehr genau wissen, wie man P.O.P. buchstabiert, sondern dies als Haltung auch geradezu intuitiv in ihre musikalische Vision einfließen lassen können. Ein weiterer „bester“ Beweis: #7, „Ten Crept In“, das zweite Gesangsstück, ist nicht weniger als ein echter Hit und eigentlich gilt dies für die instrumentalen Stücke ebenso und selbst für Interludien wie die #6, „“What Floats Her Boat“. Das alles auch noch auf höchst selbstverständliche Weise, versteht sich. Und so gerät auch eine zunächst schlagzeuglose Semiballade wie Gesangsstück Nummer 3, „Tremulous Silence“ zu einem erstaunlich homogenen Bastard aus abstrahierten Black Sabbath, Pop und The Samuel Jackson Five’s Spezialgewürzen und der speziellen positiven Attitüde. Und irgendwann funktionieren auch cheesy Synth-Soli wie auf der #10, „…And Then We Met The Locals“.
Das, was bei vielen anderen vielleicht ein Ideen-Overkill wäre, passt hier erstaunlich gut. Und dass die Gesangsstücke überhaupt nicht auffallen (im Sinne von dominieren), ist vielleicht auch genau dieser Unzahl von Ideen und Details zu verdanken, die jedes Stück bereichern… Der Gesang ist dann eben auch nur eines von diesen vielen Elementen. Unglaublich vielfältig. Unbedingt live checken. Eigen und groß.
(N)
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