Und wieder halte ich eigentlich ein Herbstplatte in den Händen, nämlich das neue Solowerk vom Italiener Gianluca Divirgilio, auch bekannt unter dem Künstlernamen ARCTIC PLATEAU. Die musikalische Ausrichtung des Projekts orientiert sich an Einflüssen des Shoegaze, Wave, Indie oder Postrock, das Ganze wird zudem mit viel atmosphärischen Tiefgang kreiert. Bei einigen Tracks könnte man teilweise sogar von Singer Songwriter-Anleihen sprechen.
Wie schon bei seiner ersten Platte „On A Sad Sunny Day“ verarbeitet der Italiener musikalische Tagträume, die Songtexte sind also größtenteils seine Kindheitserinnerungen, die den Künstler in seiner Beziehung und seinen Gedanken zum allgemeinen Leben in einem emotionalen Licht erscheinen lassen. Was mir persönlich bei den Texten sehr positiv auffiel, ist die Tatsache, die Realität der Erwachsenen gegenüber der kindlichen Unschuld darzustellen. Diese Kritik an der Abstumpfung mancher, erwachsenen Menschen bestätigt meine Meinung, dass man sich im Alter ruhig viele kindliche Qualitäten erhalten sollte. Träume, Befindlichkeiten, Wahrnehmungen, Weltschmerz, Emotionalität sowie Melancholie prägen die Klänge von ARCTIC PLATEAU.
Die neue Platte ist musikalisch gesehen, die logische Weiterentwicklung des ersten Albums. Die elf Stücke sind wahre Songperlen, nur muss man gegenüber dem Debüt anmerken, dass die Titel nicht mehr diese episch Breite besitzen, das große Schwelgerische ist ein klein wenig abhanden gekommen. Außer im ersten Track „Music`s like“ – der hat noch genau die richtige Länge, um die Musik von ARCTIC PLATEAU wirken zu lassen. Bei den restlichen, kürzeren Tracks des Albums geht der Aspekt der filigranen Langatmigkeit der ersten Platte etwas verloren. Dafür liegt nun eine gewisse gradlinige Kompaktheit vor. Zudem sind die atmosphärischen Arrangements fantastisch umgesetzt worden.
Die Veröffentlichung ist beim Prophecy Label erschienen, wo auch Gruppen wie ALCEST, KLIMT 1918 oder LES DISCRETS beheimatet sind. Für Fans von melancholisch angehauchter Rock-/Wavemusik mit hymnischen Texten und Refrains eigentlich ein Muss! Ich schließe mit einem Zitat vom Mastermind Gianluca zur textlichen Thematik der Platte: „Ein Musiker muss zunächst einmal als Mensch glaubwürdig sein. Um musikalische Fertigkeiten zu erlangen kann man Unterricht nehmen, aber wenn Du als Mensch eine Niete bist, ist nichts mehr zu machen!“
(S.Ericksen)
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