SUTCLIFFE JUGEND – With Extreme Prejudice (CD)

Das britische Duo SUTCLIFFE JUGEND gehört zusammen mit WHITEHOUSE, zu deren ersten Inkarnation SJ-Mitglied Kevin Tomkins zählte, zu den Taufpaten des PowerElectronics-Genres. Prägnanter: Laut, brutal, bisweilen unappetitlich und doch so faszinierend wie eine Mischung aus dreckigem Gonzo-Porno und einem Autounfall. Thematisch wildern Kevin Tomkins und Paul Tailor in tabuisierten Grenzbereichen oder den mittlerweile im subkulturellen Kontext angestaubten, in seiner damaligen Sprengkraft jedoch nicht zu unterschätzenden Bezug auf Serienmörder wie den Namenspatronen Peter Sutcliffe. Dass das nicht ausschließlich auf Gegenliebe stieß und man sich – auch heute noch – seitens besonders sensibler Kritiker vorwerfen lassen muss, die Waage zwischen Provokation und augenscheinlicher Affirmation nicht immer im Griff zu haben, hat sich nachhaltig in den Memepool der PowerElectronics-Szene eingebrannt. Ihr neues Album heißt passenderweise „With Extreme Prejudice“ und wird von Cold Spring Records vertrieben, die zuletzt durch Wiederveröffentlichungen u.a. von PSYCHIC TV und MZ.412 aufgefallen sind. Der Titelsong eröffnet sogleich das Album auf eine Art, die Alexander Hacke (EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN) einmal als „Einärgern“ bezeichnet hat. Es fiepst, hämmert, und brutal übersteuerte Loops kratzen am Trommelfell. Ein Sprung ins kalte Wasser, den angeschlossenen Fön fest an die Brust gedrückt. Autsch. Danach wird es für PowerElectronics-Verhältnisse musikalisch, Synthesizer grenzen sich aus dem lärmenden Gesamtbild besser ab und verhelfen den Stücken zu einem in diesem Sektor auffälligen Eigenleben, zu einem Wiedererkennungswert, der die Platte nicht nur in spontanen Anfällen auditiven Masochismus interessant macht, sondern eben auch auf ´musikalischer´ Ebene. Eine Botschaft gibt es auch, versteht man nur meistens nicht. Tracktitel wie „Death Of A Post Christian Humanist“, „I Have Kissed The Sick World Goodbye“, „Beaten“, „Bound“ oder – mein Liebling – „Fuckrage“ lassen zwar einigen Interpretationsspielraum, die Vocals bleiben aber eher unverständlich. Ist eigentlich egal, den unterhaltsamen Tritt in den Hintern hat man sich abgeholt, wobei es SUTCLIFFE JUGEND wohl eher als Trip durch den Hintern bezeichnen würden. Im Gegensatz zu den vielen Epigonen der letzten Jahre muss man sich dabei noch nicht einmal fremd-schämen.

(AnP)

Format: CD
Vertrieb: COLD SPRING
Mailorder: Going Underground
 

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