Als vor rund zwei Jahren das damals noch junge Londoner Label Robot Elephant die Compilation „Isvolt“ veröffentlichte, ahnte wohl keiner der Beteiligten, dass man damit ein bleibendes Denkmal des sogenannten Witch House geschaffen hatte. Was damals als aktuelles Schlaglicht auf die gerade aufstrebenden Szene gedacht war, entpuppte sich wenig später als „Totengesang“, denn schneller als gedacht, verglühte das neue Genre in der Presse und den Blogs. Leider recht wenig blieb so vom Witch House übrig und wenn auch MATER SUSPIRIA VISION noch relativ geschäftstüchtig offensiv agieren, ist es hauptsächlichst Robot Elephant Records zu verdanken, dass das Genre zumindest teilweise bedient wird. Als Nachfolger zu „Isvolt“, welche ja damals in Zusammenarbeit mit Disaro Records aus Housten realisiert wurde, steht nun eine neue Compilation in den Startlöchern, bei der man sich mit Tundra Dubs aus dem sonnigen Oakland in Kalifornien zusammen getan hat. Dass nun die Robot Elephant-Seite etwas breiter aufgestellt ist, verwundert nicht weiter und ist sicher auch ein Indiz für die Überlebensfähigkeit des Labels. HUSBAND und HIPDIEBATTERY bündeln dabei nervige Dissonanzen, DIY-Electronic und weibliche Vocals zu interessanten Soundgebilden, während RITUALZ und THE CHURCH OF SYNTH eher eingängige Trance-Synthie-Hymnen erschaffen. Die abschließenden OUROBONIC PLAGUE traten ja schon als Remixer für THE CHURCH OF SYNTH auf deren Debüt-Album in Erscheinung und auch hier verstören sie mit schleppenden Rhythmen und Albtraum-Stimmung ganz im Stile der großartigen, aber leider anscheinend in Vergessenheit geratenen G.G.F.H. auf dem Peaceville-Label vom Anfang der 90er Jahre. Robot Elephant Records hat auf jeden Fall schon mal ein Album von OUROBONIC PLACE in Aussicht gestellt und man darf zu Recht darauf gespannt sein. Fehlt in diesem Label-Reigen eigentlich nur noch FORSTERCARE, der hier aber leider nicht mit an Bord ist, jedoch die Tage ebenfalls sein Debüt-Album auf Robot Elephant Records veröffentlichen soll. Die Tundra Dubs-Seite klingt dann in sich etwas geschlossener und einheitlicher nach Witch House, wenn auch ein massiver 90er-Jahre-Trip Hop-Einfluss ala MASSIVE ATTACK, PORTISHEAD und TRICKY nicht zu verleugnen ist. Ghostdrone-Rhythmen, Schlafzimmer-Raps, melancholische Elfen-Gesänge und verlangsamte Hip Hop-Beats gehen hier bei ΔAIMON, FUNERALS, MASCARA, GRIMM SOUNDSYSTEM und I†† eine unheilvolle wie betörende Allianz ein, in die man vortrefflich abtauchen und sich darin suhlen kann. Ein dunkel-farbiger Drogen-Trip wie aus einem Guss und da Tundra Dubs bisher fast ausschließlich als Netz-Label in Erscheinung getreten sind, ebenfalls ein gelungener Debüt-Auftritt auf physischen Tonträgern. Und wo wir gerade bei dem Thema sind, empfehle ich die Vinyl-Version, da auf jener die Label-Split-Einteilung natürlich am besten zur Geltung kommt. „Robot Elephant Vs. Tundra Dubs“ ist am Ende ein würdiger „Isvol“-Nachfolger und beiden Labels eine weitere aufmerksame Verfolgung von meiner Seite aus sicher. (Marco Fiebag)
Format: LP/CD |
Stichworte: |