Premature Ejaculation Part 3 ist mittlerweile der zehnte Teil der vom Label Malaise Music verantworteten Lost Recordings-Serie und erlaubt einen weiteren Ausflug in die experimentelle Werkstatt von Rozz Williams. Die Doppel-CD basiert auf einer zuvor unbekannten Kassette, die im Zuge der Vorbereitungen der Reihe entdeckt wurde und vermutlich Mitte der 1980er Jahre entstanden ist. Über die genauen Umstände der Aufnahmen ist nichts bekannt, auch existiert keine Trackliste.
Über 90 Minuten lang bedient Williams sich beherzt aus dem anti-musikalischen Fundus des (Post)-Industrial: Loops wechseln sich ab mit noisigen Klanglandschaften und Percussions, Samples und Spoken-Word-Passagen eröffnen tiefere Bedeutungsebenen jenseits des reinen Klangs, menschliches Stöhnen und tierisches (?) Geheul verleihen dem Ganzen zusätzlich eine kreatürliche Dimension. Ein zusammenhängendes Thema lässt sich zwar nicht erkennen, allerdings verweist der leitmotivische Einsatz von Herztönen sowie das Foto eines Schädels mit Einschussloch auf dem Cover auf ein besonderes Interesse an der Zerbrechlichkeit der menschlichen Körpers bzw. dessen bewusster Deformation. Man kann Part 3 aber auch als einen bösen Trip durch Alptraumlandschaften deuten, als eine Reise in das Zentrum einer zutiefst verzweifelten Seele. Wirken viele der früheren Premuture Elaculation-Veröffentlichungen noch roh und unfertig, kommen die Tracks von Part 3 weitaus ausgereifter und konzeptuell durchdachter daher, was vielleicht ein Grund dafür ist, dass Rozz Williams einzelne der Tracks später für andere seiner Projekte wie Dead Whorse Riddles oder Anesthesia benutzt hat
Auch wenn Rozz Williams mit Premature Ejaculation Part 3 Industrial nicht neu erfunden hat, so führen seine Aufnahmen doch zurück in die goldene Ära jenes Genres. In Bezug auf Ideenreichtum und Originalität ist Williams auch noch posthum seinen heute munter mixenden Epigonen mitsamt ihren martialischen Posen um etliche Loops voraus.
(M.Boss)
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