Georg Grosz´ „Sonnenfinsternis“ als Cover? Der Mann hat Geschmack. Luigi M. Mennella ist seit mittlerweile zwei Jahrzehnten musikalisch aktiv, damals noch in den Untiefen des lokalen Tape-Untergrunds. Die vorliegende „CelebrAction“-Box bietet ein Rundgang durch seine Arbeit, retroaktiv unter dem Namen Formal Logic Decay (früher F.L.D.) vereint.
Die 3 CDRs umfassende „CelebrAction“ ist mehr Werkschau als „Best Of“, wie Mennella auf den beiliegenden Karten betont. Beklagenswert ist, dass Mennellas Oeuvre nie einen breiteren Hörerkreis erreichen konnte. Talent hat er allemal. Von cheesy-mediterranen Sing-Along-Songs wie „Silent Love“ über Klavierstücke von betörender Schönheit und Simplizität („Lullaby for Morgan“) hinzu Elektronik in bester Cyberpunk-Manier zeigt er sich als musikalischer Tausendsasa mit Sinn für Atmosphäre und Augenmaß für Klangstrukturen und -wirkung. Einflüsse von bzw. Parallelen zu Künstlern wie Yann Tiersen, Jean-Michel Jarre, aber auch Goblin, Lustmord und Graeme Revell sind nicht von der Hand zu weisen. Mennella spricht mehrere Sprachen: die der Brutalität, Sinnlichkeit, Angst, aber auch der technisch-entzweiten Logik, umgesetzt in Klangexperimenten, veritablen Songs und markanten Elektronica-Tracks. Freilich ist nicht alles auf dem gleichen Niveau, einige Stücke wirken skizzenhaft, unfertig. Track-Titel wie „Untitled Soundtrack for a stupid gothic movie“ mit Unterschriften wie „Soundtrack I composed for an fictitious gothic movie set on…what you prefer, I only wanted to be pompously horrific“ stimmen einen in diesem Fall schonungsloser Ehrlichkeit versöhnlich.
Moment, schrieb ich nicht etwas von „Box“? Ja. 2 CDRs, eine 3“-CDR und eine Horde von Postkarten, Stickern, Buttons sowie ein Schlüsselanhänger erwarten euch. Anders als die Musik wankt das Beiwerk in seinem ästhetischen Mehrwert etwas. Vielleicht liegt das auch nur an dem Schlüsselanhänger, der eher nach dem Werbeartikel eines drittklassigen Computer-Geschäfts aussieht und dem für das Photoshop-Jahrzehnt durchwachsenen s/w-Plakat. Hier krankt weniger die Idee als die technische Umsetzung. Ungeachtet dessen eine überraschend gute Veröffentlichung, die trotz kleinerer Schwächen sehr zu überzeugen weiß.
(AnP)
Format: CDR-BOX |
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