„Ravedeath, 1972“ endet mit „In The Air: I-III“. Und einer, gegen Ende dieses Dreiteilers, schließlich in der Tiefe des Hörraums verhallenden Ruhe aus Piano und Hall und(?) weiterer Bearbeitung. Das Stück, das vielleicht am stärksten zurückgeht zu der Ruhe des Debüts „Haunt Me Haunt Me Do It Again“ mit seiner faszinierenden Mischung allumfassender Ruhe und einem trotzdem ganz innen brodelnden Kern.
„Dropped Pianos“, der Nachfolger, verzichtet nun ganz auf Titelnamen. Das Cover spricht von „Ravedeath Scetches“, aufgenommen early 2010 in Montreal und Banff. Zur Erinnerung: „Ravedeath, 1972“ nennt die gleichen Orte und Juli 2010 als Ort der Komposition. Tatsächlich also, auch wenn es noch so gut als Coda nach „In The Air: I-III“, nach „Ravedeath, 1972“ passt, ist dieses nachgeschobene Album in Wirklichkeit die oder ein Teil der Ideensammlung, die Tim Hecker vor der eigentlichen Aufnahme von „Ravedeath, 1972“ angelegt hatte. Und möglicherweise erst nachdem sich bei ihm wieder Ruhe und Entspannung eingestellt hatte, nach abgeschlossener Produktion des Albums, wurde offenbar, welchen eigenständigen Wert diese Skizzen besitzen; auch und gerade im Vergleich zu „Ravedeath, 1972“: sehr homogen, tatsächlich noch homogener als jenes, dabei fast asketisch auf das Piano als Hauptinstrument bezogen, in einem warm verhallten Sound, mit echoartigen Antworten auf das eigene Spiel und subtilen Additionen und Bearbeitungen.
Ganz dem gegenüber „Ravedeath, 1972“ invertierten Cover entsprechend baut „Dropped Pianos“ eine fast dunkle Stimmung auf, eine Art getriebene Verlorenheit durchzieht die einzelnen Stücke, die gut zu der evozierten Vorstellung des Einsamen vor dem Piano passt, irgendwo in einem riesigen Raum (selbst wenn es in Wirklichkeit vielleicht nicht ganz so plakativ passend gewesen sein sollte). Schwer zu glauben, dass es so kurz nach einer so guten Platte wie „Ravedeath, 1972“ eine weitere, auf ihre Art fast noch überzeugendere Veröffentlichung geben könnte. Möglicherweise auch schwer zu glauben, dass Tim Hecker seinen doch sehr eigenen Stil auf diese geradezu minimalistische Art zu ebensolchen Leben erwecken kann, wie auf seinen opulenteren Releases. Was aber zählt ist, ein weiteres Mal, nichts anderes als die Wirklichkeit.
(N)
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